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Forschungsprojekt Ahrenshoop

Institution:

Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin

Förderung:
VolkswagenStiftung (www.volkswagenstiftung.de)
Projektlaufzeit:
01.11.2011 — 31.10.2015

Die Künstlerkolonie und der Künstlerort Ahrenshoop als Teil der Moderne vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart

In Ahrenshoop, der ehemaligen Künstlerkolonie an der Ostsee, wurde im August 2013 das vom Berliner Büro Staab-Architekten entworfene Kunstmuseum Ahrenshoop eröffnet (www.kunstmuseum-ahrenshoop.de). Das in bürgerschaftlicher Initiative gegründete Museum präsentiert eine hochkarätige Kunstsammlung, die die wechselvolle, über 120-jährige Geschichte des Künstlerortes und der mit ihm zusammenhängenden Kunstlandschaft auf der Halbinsel Fischland-Darß sowie den Inseln Hiddensee, Rügen und Usedom vor Augen führt. Die beständige Attraktion, die diese Gegend zu allen Zeiten und während unterschiedlicher politischer Systeme auf Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland ausübte, fand ihren Ausdruck in Werken größter stilistischer Bandbreite.

Die – künftig noch zu erweiternde – Sammlung repräsentiert weit über einen nur lokalen oder regionalen Kontext hinaus einen Teil deutscher Kunstgeschichte von der Gründerzeit bis heute, der hinsichtlich der für die Ostseeregion relevanten Künstler und künstlerischen Bewegungen erst in Ansätzen erschlossen ist
Flankierend zur Museumsneugründung wurde daher am Kunsthistorischen Institut im November 2011 das von der VolkswagenStiftung finanzierte Forschungsprojekt Ahrenshoop eingerichtet. Es versteht sich gleichsam als der „wissenschaftliche Nukleus“ des neuen Museums. Die hier gewonnenen Forschungsergebnisse und Erkenntnisse fließen unmittelbar in die praktische Museumsarbeit ein; sie bilden die Basis für den weiteren Ausbau der Sammlung sowie die Konzeption künftiger Sonderausstellungen.


Vom Museum lernen, fürs Museum lernen.
Das „Forschungsprojekt Ahrenshoop“ und die kunsthistorische Ausbildung

Der im Forschungsprojekt Ahrenshoop vollzogene Schulterschluss zwischen Universität und einem Museum ist in der universitären wie musealen Welt in dieser Form außergewöhnlich – und für beide Seiten ein Gewinn. So, wie das Museum von der akademischen Forschung profitiert, profitiert das Kunsthistorische Institut von der Zusammenarbeit mit dem Museum, da den Studierenden praxisorientierte Seminare angeboten werden können, die es ihnen ermöglichen, sich mit eigenen Forschungsbeiträgen am Aufbau des Archivs zu beteiligen, an geplanten Publikationen mitzuwirken oder Einblicke in die kuratorische Praxis zu gewinnen.

 

Inhalte des Forschungsprojektes

Die zeitliche wie systemübergreifende Kontinuität des Künstlerorts Ahrenshoop ist in der Geschichte einmalig und eröffnet ein facettenreiches Forschungsfeld, das alle Perioden der deutschen Kunstgeschichte umfasst. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf prominente Namen wie Schmidt-Rottluff, Feininger, Jawlensky oder Pechstein, sondern auch auf jene Künstlerinnen und Künstlern, die – aus unterschiedlichsten Gründen –  aus dem Kanon gefallen sind und die es nun (wieder-) zu entdecken gilt, um immer noch bestehende weiße Flecken auf der kunsthistorischen Landkarte zu tilgen.

Neben der zunächst erforderlichen Grundlagenforschung zur Rekonstruktion der Kunstlandschaft an der Ostsee und dem Aufbau eines entsprechenden Künstler-Archivs (inklusive Bilddatenbank), liegt das besondere Augenmerk des Forschungsprojektes auf zwei großen Themenkomplexen. Den ersten Schwerpunkt bildet die sogenannte „Andere Moderne“, das heißt die vielfältigen gegenständlichen Tendenzen der zwanziger bis vierziger Jahre, die mit dem Begriff der Neuen Sachlichkeit nur unzureichend oder gar nicht zu fassen sind. Einen zweiten Themenschwerpunkt bildet die Kunst der DDR, deren substanzielle Aufarbeitung gerade in eine neue Phase tritt und deren Geschichte insbesondere durch die Berücksichtigung non-konformer Künstler, die in Ahrenshoop und anderen Regionen an der Ostsee ihr Refugium fanden, um wesentliche Aspekte bereichert werden kann.

Assoziiert sind dem Projekt freie WissenschaftlerInnen, die monografisch zu einzelnen KünstlerInnen arbeiten. Weiterer Kooperationspartner ist das Caspar-David-Friedrich-Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald.