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Bilder der Alterität – Alterität der Bilder. Künstlerische Aushandlungsprozesse zwischen Neuspanien und Europa im 16. Jahrhundert

Institution:

FOR 'Transkulturelle Verhandlungsräume von Kunst'
Glokalisierungsprozesse in der Ordenskunst der Frühen Neuzeit

Projektleitung:
Mitarbeiter/innen:
Förderung:

DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)

Projektlaufzeit:
01.04.2014 — 31.03.2017

Im 16. Jahrhundert bestanden in Neuspanien Ordensniederlassungen der Franziskaner, der Augustinereremiten und der Dominikaner. In Abgrenzung zur älteren Forschung geht das Unterprojekt 1 davon aus, dass in der Kunstproduktion aller drei Orden Glokalisierungsphänomene zu beobachten sind, und sich dabei in Bezug auf die eingesetzten Medien und Ikonographien sogar ordensspezifische Charakteristika unterscheiden lassen. Offenbar hatten sowohl die christlichen Mönche als auch die anderen Akteure der Kolonialgesellschaft ein ausgeprägtes Bewusstsein von jenen Vorgängen entwickelt, die wir heute als kulturelle Aushandlungsprozesse bezeichnen.

Es soll daher gezeigt werden, dass in der neuspanischen Bildproduktion des 16. Jahrhunderts vermehrt solche Bildthemen zur Darstellung gelangten, die Semantiken der Alteritätsbewältigung bereithielten und die Erfahrung des Kulturkontakts unmittelbar reflektierten. Doch spricht die Formulierung „Bilder der Alterität“ im Titel des Unterprojekts nicht nur die ikonographisch-semantische Ebene an, sondern bezieht sich gleichermaßen auf die bildrhetorische und ästhetisch-formale Dimension der Werke. Das heißt, die Untersuchung fokussiert Bildformulare, die bildkulturelle Übersetzung dezidiert inszenieren, und Bildformen, die Setzungen und Verschiebungen von Alterität und Differenz auch auf einer medialen Ebene thematisieren. Transkulturelle Aushandlungsräume werden beispielsweise als konkret gebaute und bildlich gestaltete Räume erfahrbar oder realisieren sich performativ durch aktive Übersetzungshandlung. Anhand der Fallstudien wird auch beschrieben, wie formale Strukturen und die malerische Konkretion und mediale Präsenz der Werke mitunter sogar Gegenlektüren zu ikonographisch-inhaltlichen Betrachtungsweisen eröffnen können. Dabei greift das Projekt vorwiegend Bildformen auf, die sich durch eine besondere Ambiguität auszeichnen, da sich ihr performatives Potenzial im Zwischenbereich der Parameter von Bild und Raum, Bild und Körper oder auch Bild und Schrift entfaltet.

Da die Medien nicht nur selbst Übersetzungsprozesse durchlaufen, sondern diese obendrein thematisch machen, liegt es nahe, transkulturelle Übersetzung als einen Modus von Bildlichkeit oder Repräsentation zu verstehen und beispielsweise nach einem Zusammenhang zwischen transkulturellen und transmedialen Dynamiken zu fragen. Die These, künstlerische Ausdrucksformen, visuelle Medien spielten eine besondere Rolle im Rahmen transkultureller Aushandlungsprozesse, lässt sich aus Sicht des Unterprojekts nur dann hinreichend erhärten, wenn es gelingt, das transkulturelle Potential der Bilder selbst klarer zu konturieren. Kategorien wie Alterität oder Liminalität sollen deshalb gezielt an der Schnittstelle bildtheoretischer und postkolonialer Debatten diskutiert werden: Gibt es eine „Alterität der Bilder“? Kann so – zumindest in Ansätzen – eine transkulturelle Ästhetik und /oder eine Ästhetik des Transkulturellen skizziert werden?