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Zwischen Präsenz und Evokation. Fingierte Materialien und Techniken im frühen und hohen Mittelalter

Institution:

Kunsthistorisches Institut

Projektleitung:
Förderung:

DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)

Projektlaufzeit:
01.02.2017 — 31.01.2020


Wissenschaftliches Netzwerk, gefördert von der DFG

Feste Mitglieder des Netzwerks:

Kristin Böse, Köln/Düsseldorf
Patricia Blessing, Claremont
Philippe Cordez, München/Montreal
Beate Fricke, Bern
Henrike Haug, Florenz
Carsten Juwig, Hamburg
Beatrice Kitzinger, Princeton
Wolf-Dietrich Löhr, Florenz/Berlin
Gerhard Lutz, Hildesheim
Rebecca Müller, Frankfurt/Augsburg
Bruno Reudenbach, Hamburg
Vera-Simone Schulz, Berlin/Florenz
Stefan Trinks, Berlin
Ittai Weinryb, New York City

Sowie geladene Gäste und beteiligte Institutionen im Rahmen der insgesamt sechs geplanten Netzwerk-Treffen in Berlin (2x), Hildesheim, Florenz, Köln und Bamberg (werden jeweils individuell angekündigt)

Kurzzusammenfassung

Das Vorhaben untersucht fingierte Materialien und Techniken im frühen und hohen Mittelalter im Spannungsfeld von Präsenz und Evokation. Dabei steht die zunächst einfach erscheinende Frage im Zentrum, ob fingierten Materialien (zum Beispiel gemalten Edelsteinen) und Techniken (etwa die Wirkung von Goldschmiedearbeiten aufrufenden Textilien) dieselbe Präsenz wie ihren realen Vorbildern eignet, ob sie gar als deren Ersatz zu dienen vermögen – oder ob im Zuge der Darstellung von Materialien und Techniken nicht ein „mehr“ an Bedeutung entsteht. Handelt es sich bei diesem „mehr“ um eine Form der Evokation von Materialität, die weit mehr als Ersatz sein kann, wenn sie ihren Status als visualisierte Fiktion offenlegt, und die somit als imaginative Neuschöpfung anzusprechen ist? Wird Materialität hier als Idee, als theoretisches Konzept greifbar? Die Antworten auf diese Fragen sind insofern von großer Tragweite als in der Forschung bisher ein systematischer Vorstoß fehlt, dessen Interesse gerade nicht materialikonologischen, sondern in erster Linie materialästhetischen Aspekten im frühen und hohen Mittelalter gilt. Der intendierte Fokus auf fingierte Materialien und Techniken erlaubt nicht nur, Materialwerte jenseits ihres wiederholt konstatierten Geldwertes zu untersuchen, sondern vor allem die jeweilige Valenz zu beleuchten, die an spezifische Materialen und Techniken gekoppelt war. Diese konnten in den verschiedensten Medien mit einer so großen – gedanklichen wie manuellen – Sorgfalt dargestellt sein, dass von einer Austauschbarkeit der Medien im frühen und hohen Mittelalter bei weitem nicht die Rede sein kann. Zu sondieren, in welchen Kontexten Materialen und Techniken vielmehr bewusst vorgetäuscht wurden, zu verhandeln welche Bedeutungen und welche Werte sich auf diese Weise jeweils konstituierten ist das Ziel des geplanten Vorhabens. Dessen materialästhetisch und medienspezifisch ausgerichtetes Erkenntnisinteresse ist dezidiert objektorientiert – ein Ansatz, der sich in einer engen Zusammenarbeit mit international renommierten Sammlungen als integralem Bestandteil des Netzwerks widerspiegelt.