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Die Wirtschaft Assuans zwischen byzantinischer und frühislamischer Zeit auf Basis von Papyri, Ostraka, Inschriften und der archäologischen Evidenz

Institution:

Ägyptologisches Seminar
Freie Universität Berlin

Projektleitung:
Förderung:

DFG

Im 7. Jh. n. Chr. kam Ägypten, wie viele andere byzantinische Provinzen, unter muslimische Herrschaft. Obwohl die lang dominierende Sicht, die arabische Eroberung habe das komplexe Wirtschaftssystem der Mittelmeerländer kollabieren lassen (Pirenne-These), in weiten Teilen widerlegt ist, konnte die Forschung noch nicht hinreichend klären, welchen direkten Einfluss die muslimische Expansion auf die Wirtschaft der eroberten Länder ausübte. Mikrostudien z.B. zu Syrien, Jordanien und Ägypten zeigten, dass mitnichten von einem allumfassenden Niedergang gewachsener Strukturen gesprochen werden kann. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Veränderungen, die administrative, wirtschaftliche wie auch kulturelle Bereiche betrafen, regional bedingt und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten verliefen. Um diesen noch wenig erforschten Übergang von der byzantinischen zur frühislamischen Zeit zu untersuchen, sind weitere Studien nötig, die auf Basis der dokumentarischen Quellen transitive und transformative Prozesse vor, während und nach der Wasserscheide betrachten.

Das Projekt über die Wirtschaft der südägyptischen Stadt Assuan setzt an diesem Punkt an. Die historisch angelegte Mikrostudie will disziplinen- und epochenübergreifend wirtschaftliche Veränderungen vom 5. bis 9. Jh. in einer Stadt analysieren, die als strategisch wichtiger Umschlagsplatz am Nil den Güter- und Sklaven-austausch zwischen Südafrika und dem Mittelmeer sowie dem Nil und dem Roten Meer kanalisierte. Assuan, eine Stadt an der südlichsten Grenze des byzantinischen und später muslimischen Reiches, bietet für eine Erörterung transitiver Prozesse bestmögliche Voraussetzungen: nicht nur fungierte Assuan von pharaonischer bis in die muslimische Zeit als Umschlagsplatz für Güter aller Art am Ersten Katarakt, was eine Untersuchung von Kontinuität und Wandel erst ermöglicht. Die seit mehr als hundert Jahren durchgeführte archäologische Erschließung der Region erlaubt zudem eine auf materiellen und schriftlichen Quellenfunden basierende Analyse wirtschaftlicher Prozesse, die in Entwicklungsstufen abgegrenzt und historischen Abläufen zugeordnet werden können. Das Projekt wird auf Basis der publizierten arabischen, koptischen und griechischen Papyri, Ostraka und Inschriften aus dem 5. bis 9. Jh. a) interne Parameter für den Aufschwung Assuans ausmachen und b) externe Einflüsse identifizieren, die hieran beteiligt waren.

Das Projekt, das an der FU Berlin durchgeführt wird, wird jedoch über einen rein deskriptiven Ansatz hinausgehen: Neben der Analyse interner und externer Wirtschaftsfaktoren soll zudem c) über die Verbreitung assuanischer Handelsgüter und die Vernetzung handelnder Akteure der Integrationsgrad des Marktes Assuan an der Gesamtwirtschaft Ägyptens bewertet werden. Die Studie zu Assuan wird somit einen entscheidenden Beitrag zur Erforschung der Wirtschaft eines strategisch wichtigen Mittelmeerlandes in der Übergangszeit liefern.

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