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Rathsdorf – Ein spätbronze- und ältereisenzeitlicher Zentralort am Rand des Oderbruchs und sein Umfeld

Förderung:
Initiativmittel der FU Berlin
Projektlaufzeit:
01.07.2011

Als Siedlungsstelle der eisenzeitlichen Göritzer Gruppe bereits länger bekannt, rückte diese durch den Bau einer Umgehungsstraße (1999) und der OPAL-Trasse (2008) erneut in den Blickpunkt. Auf rund 15.000 m² traten bei Grabungen durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) neben einem großen Speichergrubenareal auch Reste einer Außenbefestigung (Palisade und vorgelagerter Graben) auf. Letztere bestand nach Ausweis der 14C-Daten während der jüngeren Bronzezeit und umfasste vermutlich die gesamte Siedlung. Durch die ursprünglich inselartige, aus dem Oderbruch herausragenden Geländesituation des „Eichwerders“ dürfte sich daher ehemals ein imposantes Bild der befestigten Siedlung geboten haben.

Zur Vorbereitung eines mehrjährigen Forschungsprojekts, das sich der inneren Struktur und dem Umfeld dieses regionalen Zentralorts widmen soll, wurde im Sommer 2011 eine Sondagegrabung durchgeführt. Konkretes Ziel war die Datierung der die südwestliche Spitze abriegelnden Abschnittsbefestigung, die aus mehreren hintereinander gestaffelten Gräben besteht. Luftbilder gaben diese klar zu erkennen.

Erfasst wurde ein Doppelgraben mit einem auf der Innenseite gelegenen Palisadengraben. Nach Ausweis des Fundmaterials aus den Verfüllschichten konnte eine jungbronze- bis ältereisenzeitliche Datierung bestätigt werden. Damit gibt sich bereits jetzt eine komplex gegliederte Befestigungsanlage zu erkennen. Zudem wird zunehmend deutlicher, dass von einer mehrere Jahrhunderte umfassenden Besiedlungsdauer auszugehen ist, während der die Siedlung auch Veränderungen unterworfen war. Erst in den eisenzeitlichen Abschnitt wird wahrscheinlich ein Großteil der Speichergruben gehören. Zu dieser Zeit waren die Abschnittsgräben bereits weitgehend verfüllt.

Durch Feldbegehungen konnte zudem eine Außensiedlung lokalisiert werden, die dem Eichwerder direkt gegenüber liegt. Nach Aussage der Luftbilder befindet sich auch hier ein Speichergrubenareal mit weit über 1000 Gruben. Ergänzend zu den archäologischen Untersuchungen fand im Herbst 2011 eine geomagnetische Prospektion statt, die den westlichen Teil des Eichwerders einschließlich der Abschnittsbefestigungen erfasste.

 

Abb. 1:Luftbild von der Grabung 2011 (Photo: BLDAM)

 

 

Lit.:

 

B. Govedarica, Siedlung, Fortifikation und Wirtschaftszone. Ein Fundplatz der Göritzer Gruppe bei Rathsdorf, Landkreis Märkisch-Oderland. Arch. Berlin u. Brandenburg 1999, 62–64.

 

B. Govedarica, Rathsdorf, Fpl. 5 – Eine Siedlung der frühen Göritzer Gruppe im unteren Odergebiet. Śląskie Spraw. Arch. 48, 2006, 237–248.

 

R. Lehmphul, Grab – Gruben – Grabenwerk. Ein mehrperiodiger Fundplatz bei Rathsdorf. Lkr. Märkisch-Oderland. Arch. Berlin u. Brandenburg 2008, 40–43.

 

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