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Florian Wieler

„Zeitgestalten“ – Körper-, Männerbilder und Männlichkeiten in den Massenmedien der Weimarer Republik

Ein großer Teil der bisherigen Forschungsarbeiten zu Männlichkeiten in der Weimarer Republik konzentrierte sich auf die Beschreibung einer dominanten chauvinistischen Männlichkeit, welche eine der Voraussetzungen für die Entwicklung des Nationalsozialismus war. Etwa wurden die psychische Disposition der Freikorpssoldaten oder die Herausbildung eines athletisch und soldatisch geprägten Stereotyps untersucht. Sich dieser Norm widersetzende oder davon abweichende Männlichkeiten wurden erst in jüngerer Zeit in den Blick genommen.

In meinem Promotionsvorhaben untersuche ich die illustrierte Presse der Weimarer Republik und rekonstruiere die darin vorliegenden bildlichen Männlichkeitsdarstellungen. Das Vorhaben bewegt sich damit an der Schnittstelle von Visual History und Geschlechtergeschichte. Besonderes Augenmerk wird auf der relativen Vielfalt der Darstellungen in den auf ein differenziertes Publikum zugeschnittenen Formaten liegen. Auf diese Weise sollen auch etwaige emanzipatorische Tendenzen in den Fokus geraten können. In einem zweiten Schritt werde ich der Auswirkung der herausgearbeiteten „Männerbilder“ auf ihre Rezipient*innen nachgehen. Anhand von autobiografischen, wissenschaftlichen und auch literarischen Quellen gilt es, Einblicke in das Verhältnis von Visualität und Subjektivität zu gewinnen.

Die Relevanz des Forschungsvorhabens ergibt sich einerseits aus der großen Bedeutung von Geschlecht und damit auch Männlichkeiten für die gesellschaftliche Entwicklung der Weimarer Republik. Andererseits kam es während ihres kurzen Bestehens zu einer massenhaften Verbreitung von Bildern und damit auch visuellen Männlichkeitsdarstellungen, die eine Auswirkung auf die Subjektivität der Zeitgenoss*innen nahelegt. Die „Zeitgestalten“ der illustrierten Presse dokumentierten dabei weniger tatsächliche Personen, als dass sie Vorstellungen über Geschlecht und Körper formten. Eine kritische Untersuchung dieser Phänomene ist nicht zuletzt mit Blick auf aktuelle regressive Tendenzen von großem Interesse.

queerhistory@fu-berlin
Arbeitskreis Geschichtsdidaktik theoretisch
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