Springe direkt zu Inhalt

David Gasparjan

David Gasparjan neu

Geschlecht, Sexualität und Körper in der Jüdischen Sportbewegung 1918-1933

"Geschlecht, Sexualität und Körper in der Jüdischen Sportbewegung 1918-1933"


Sportgeschichte ist immer auch Körper- und Geschlechtergeschichte. Entsprechend verschränken sich in einer Geschichte der Jüdischen Sportbewegung Forschungsbereiche, die Ausschluss geben über die soziale Konstruktion von geschlechtliche, sexuelle, national, religiöse und/oder kulturelle konnotierten Körperbildern. So können beispielsweise die Orte, in denen körperliche Stärke gewonnen werden soll, also Turn- und Sportvereine immer auch als Orte der Selbstermächtigung in den Blick gerückt werden. 

 

Der Makkabi-Weltverband als Teil der Jüdischen Sportbewegung zählte Mitte der 1920er Jahre weltweit circa 74.000 Sportler*innen in mehr als 14 Ländern. Der Dachverband entwickelte sich seit Anfang der 1920er Jahre zu einem internationalen Organisations- und Kommunikationsnetzwerk für den Sport und die Verbreitung des Nationaljudentums.In meinem Dissertationsprojekt sollen exemplarisch am Makkabi-Weltverband mit Schwerpunkt auf dem Makkabi-Deutschland die Vorstellungen von jüdischer Zugehörigkeit, Körperlichkeit und Geschlecht im Zeitraum von 1918 bis 1933 analysiert werden. Die Makkabi-Bewegung ist als Mikrokosmos zu betrachten, der durch Erfahrungen aggressiver Ausgrenzung vor allem zu Beginn der 1920er Jahre und dem daraus resultierenden Bestreben nach Orten von Stabilität geprägt waren. Innerhalb der Turn- und Sportvereine des Makkabi-Weltverbandes wurden soziale, politische und kulturelle Normen und Werte heftig debattiert. Die Popularisierung des Sportes und die sozialpolitischen Entwicklungen führten in der Weimarer Republik zu einer Dynamisierung von deutsch-jüdischen Gemeinschaftsentwürfen sowie zu einem verstärkten Austausch über Vorstellungen und die Umsetzung der Ziele aus der Jüdischen Nationalbewegung im Makkabi-Weltverband und Makkabi Deutschland.

 

Der Makkabi-Deutschland überzeugte in den 1920er Jahren mit herausragenden sportlichen Leistungen innerhalb der jüdischen und nichtjüdischen Umwelt. Der Verband entwickelte sich bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 zu einer der wichtigsten sportlichen Organisationen des deutschen Judentums. Die Ausbildung des Körpers war in den Debatten für die Turner*innen und Sportler*innen des Makkabi-Deutschlands mit der Konstruktion einer neuen jüdischen Gemeinschaft verbunden. Neben einer (kämpferischen) Leistungsfähigkeit wurde diskursiv ein Körperbild transportiert, das einen Einfluss auf die Vorstellungen von jüdischer Zugehörigkeiten, Geschlechterbilder und Sexualitäten hatte.

David Gasparjan, studierte Geschichte und Biologie an der Freien Universität. Während des Studiums war er freiberuflich als Ausstellungsvermittler im Berliner Museum The Story of Berlin tätig und arbeitete ab 2017 als studentische Hilfskraft in der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum. Mit der Arbeit „Geschlechterbilder in der Jüdischen Turnbewegung 1900-1912“ hat er den Master of Education erfolgreich erworben. Nach seinem Abschluss engagierte er sich als Volontär an der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem.

Von April 2019 bis Oktober 2022 war David Gasparjan wissenschaftlicher Mitarbeit im Forschungsverbund „k2teach­­ – know how to teach“. Dort forscht er zu Gender in der unversitären Lehrer*innenbildung. Im Sommersemester 2021 übernahm er die Vertretung als Lerhrkaft für besondere Aufgaben am Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte. Seit Oktober 2022 ist David Gasparjan Fellow im internationalen Leo Baeck Fellowship Programm der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Weiter Informationen zu seiner Lehre, Forschung und Publikationen hier.

queerhistory@fu-berlin
Arbeitskreis Geschichtsdidaktik theoretisch
Change Banner_klein
RGK_Logovariante_DFG-Forschungsgruppe_RGB