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SFB 980 TP A01 Internationaler Workshop "Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis"

28.09.2023 - 29.09.2023

Internationaler Workshop des Teilprojekts A01 "Episteme als Konfigurationsprozess": Wissensbestände zwischen Theorie und Praxis am Beispiel des Keilschriftrechts, Sonderforschungsbereich 980, Freie Universität Berlin (Leitung: Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum)

Textzeugnisse aus dem Bereich des Rechts zählen zu den ältesten keilschriftlichen Quellen Mesopotamiens.Das Recht galt als Teil der göttlichen Weltordnung; seine Wahrung oblag dem Herrscher, der die höchste irdische Instanz von Rechtsetzung und -sprechung verkörperte. Da das Recht eine „politische Überbauerscheinung staatlich organisierter und sozial differenzierter Gesellschaften“ (H. Neumann) darstellte, führten Veränderungen der politisch-ideologischen und sozio-ökonomischen Verhältnisse zu neuen Regelungsbedarfen, die wiederum neue Normen und staatliche Sanktionierung erforderten. Derartige Veränderungen stoßen Bewegungen an, die sich auch in den Textzeugnissen des Keilschriftrechts niederschlagen.

Üblicherweise unterteilt die Forschung die keilschriftrechtlichen Textzeugnisse in zwei formal, funktionell und inhaltlich definierte Quellengruppen: Die sog. Rechtssammlungen, Codices oder Gesetze akkumulieren kasuistisch stilisierte Rechtssätze in einer der Liste verpflichteten Form und gelten als systematisierte Sammlungen von theoretischem Rechtswissen. Die Rechtsurkunden dokumentieren hingegen die konkrete Anwendung von Rechtswissen im Einzelfall und belegen damit die Rechtspraxis. Bis heute ist das Verhältnis beider Textgruppen nicht hinreichend erforscht, und die postulierte Dichotomie von Theorie und Praxis bietet zudem nur einen – und womöglich unzureichenden – Ansatz, der zwei Extreme kennzeichnet. Sie wird zudem aufgelöst durch Texte im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis wie herrscherliche Verordnungen, Anweisungen für Beamte oder Modellverträge aus der Schreiberausbildung.

Im Rahmen des Workshops Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis gehen Spezialisten und Nachwuchsforscher in Vorträgen und Diskussionen zu den wichtigsten Bereichen aus drei Jahrtausenden keilschriftrechtlicher Überlieferung den Fragen nach, wie sich Rechtssammlungen in Bezug auf Episteme verhalten, welches Verhältnis zwischen Rechtssammlungen und Rechtsurkundenbesteht, und wie die Textsorten im Spannungsfeld zwischen theoretischem Rechtswissen und Rechtspraxis zu bewerten sind. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge wird in der Reihe Episteme in Bewegung erfolgen.

Zeit & Ort

28.09.2023 - 29.09.2023

Freie Universität Berlin
Villa des SFB 980 Episteme in Bewegung
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin

Weitere Informationen

Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte an: Ingo.Schrakamp@fu-berlin.de.

Beginn am 28.09.2023: 14 Uhr; Ende am 29.09.2023: 18 Uhr

Das Programm finden Sie im Downloadbereich.

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