Springe direkt zu Inhalt

Lebendige Wirklichkeiten Radikal performative Strategien der Partizipation und (Re-) Animation als Repräsentationskritik

Projektleiterin

Frau Prof. Dr. Jeong-hee Lee-Kalisch

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Frau Dr. Birgit Hopfener

 

DFG Forschungsprojekt

Projektlaufzeit: 01.03.2012 — 30.08.2015

 

Projektbeschreibung

 

Topologien von Kunst im Verhältnis zum Leben als Thema transkultureller Verhandlung bei Sun Yuan, Peng Yu und Qiu Zhijie (Arbeitstitel)

 

Das Verhältnis von Kunst und Leben ist ein Topos in der zeitgenössischen Kunst weltweit. Mein Forschungsprojekt geht davon aus, dass die kunsthistorische Forschung im Umgang mit diesem Themenkomplex bislang in Logik und Genealogien westlicher moderner Kunst und Avantgarden verhaftet bleibt und somit weitestgehend ignoriert hat, dass Relationen von Kunst und Leben als Geschichten unterschiedlicher Entgrenzungen und Grenzziehungen verstanden werden müssen und von historischen, kulturellen und institutionellen Kontexten abhängig sind.

Mit dem Ziel einer transkulturellen Perspektivierung des Diskurses nimmt das Projekt exemplarisch die künstlerische Praxis der chinesischen Künstler Sun Yuan, Peng Yu und Qiu Zhijie in den Blick, die sich intensiv mit der Relation von Kunst und Leben und in diesem Zusammenhang mit Fragen der Funktion und Wirksamkeit von Kunst auseinandersetzen. 

Vertreten wird die These, dass sich die genannten Künstler durch die Integration von realen Gebrauchsgegenständen, Materialien und  Organismen, durch die Thematisierung von Betrachtererfahrungen zwischen Partizipation und Konfrontation und indem sie sich mit unterschiedlichen Künstlerselbstverständnissen beschäftigen, mit kulturell und historisch divergierenden Verhältnissen und Grenzen von Kunst und Leben und damit verbundenen unterschiedlichen Arten und Weisen von künstlerischen Signifikationsprozessen, ästhetischen, sozialen und ethischen Werten und Funktionen von Kunst auseinandersetzen.

Mit vergleichendem Blick auf Genealogien und Topologien von Relationen zwischen Kunst und Leben wie sie in der euro-amerikanischen und chinesischen Kunst- und Kunstgeschichte verhandelt werden, möchte ich zeigen, dass die genannten Künstler diesbezügliche kulturelle Differenzen thematisieren bzw. kritisch zueinander in Bezug setzen. Ich behaupte, dass ihre Kunst sowohl als Auseinandersetzung mit dem zentralen Thema der europäischen Moderne, der Autonomie von Kunst versus politisch relevanter bzw. engagierter Kunstpraxis wie sie in der Avantgardekunst und in deren Folge in der zeitgenössischen Kunst eingefordert wird als auch als kritische Beschäftigung mit chinesischen Kunsttraditionen verstanden werden kann. Untersucht wird, inwiefern sie das Verhältnis von Kunst und Leben diskutieren, indem sie auch auf vormoderne und modern sozialistische Kunstverständnisse in China Bezug nehmen, die eine Trennung zwischen Kunst und Leben ablehnten bzw. nicht kannten und stattdessen von einer responsiven Wechselwirkung zwischen Leben und Kunst, ästhetischer und sozialer bzw. ethischer Praxis ausgingen bzw. diese einforderten.

Indem die chinesische kunsthistorische Perspektive auf das Verhältnis von Kunst und Leben herausgearbeitet wird und in Bezug zur euro-amerikanischen gesetzt wird , ist es mein Ziel das Bewusstsein für eine historisch und kulturell anders perspektivierte topologische Matrix von Beziehungen zwischen Kunst und Leben zu schärfen und zugleich an eine transkulturelle Perspektivierung zurück zu binden. Um den bisherigen Universalismus im Umgang mit dem Verhältnis von Kunst und Leben als Thema in der Kunst aufzubrechen und zu analysieren inwiefern sich zeitgenössische Künstler auch mit „anderen“ historischen und kulturellen Strukturen und Kontexten von Kunst auseinandersetzen, soll in Bezugnahme auf Claire Farago und Donald Preziosi (Art is not what you think it is, 2012) methodisch genealogisch und strukturell analytisch vorgegangen werden. Das Projekt geht davon aus, dass ein solch kritisch differenzierter und erkenntnistheoretische Bedingungen mit einbeziehender historisch weiter Betrachtungswinkel eine produktive Grundlage für die transkulturelle Perspektivierung des Diskurses von zeitgenössischer Kunst und ihrer Signifikationsprozesse sein kann.

 

Zur Website des Kunsthistorischen Instituts
Deutsche Forschungsgemeinschaft