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Ausformung und Erbe des brasilianischen Konstruktivismus und des Neoconcretismo im transkulturellen Kontext der westdeutschen Modernitätsvorstellungen der 1950er und 1960er Jahre

Projektleitung: Dr.  Susanne Neubauer

DFG Forschungsprojekt

Dreijährige Laufzeit

Das Projekt ist abgeschlossen

Projektbeschreibung

Das Forschungsprojekt untersucht die Entwicklung deutscher Modernitätsvorstellungen im Kontext der Kulturdiplomatie der jungen Bundesrepublik anhand der in Deutschland zwischen 1945 und 1960 erscheinenden brasilianischen Kunst und schlägt alternative Narrative der traditionellen westlichen Vorstellungen der „Moderne“ vor. Das Projekt nimmt erstmals jenen bedeutenden Anteil in den Blick, den gattungsübergreifend arbeitende brasilianische Künstlerinnen und Künstler an der Dynamik und zunehmenden Ausdifferenzierung der westdeutschen Kunstszene hatten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse der interpersonellen Verbindungen und der kulturellen Missverständnisse, Zweckentfremdungen und Verwestlichungspraktiken brasilianischer Konzepte im deutschen Kontext, die sich aus zu untersuchenden Gründen nicht in der eurozentristischen Kunstgeschichte niedergeschlagen haben. Brasilianische Kunstdiskurse mit Rekurs auf das Erbe des Konstruktivismus und Neoconcretismo erschienen in Deutschland in Ausstellungen zur bildenden Kunst und wurden im Grafikdesign rezipiert. Die Entwicklung der Konkreten Poesie in Brasilien war eng mit der dortigen konkreten Malerei verknüpft und gelangte über die bestehenden Netzwerke nach Deutschland. Das interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt diskutiert die notwendige Erweiterung der kunsthistorisch bedeutenden Debatte um die Abstraktion als internationale Sprache in Abgrenzung zur Entwicklung der sozialistischen Kunst der DDR sowie jüngst um die Pluralität der Modernen und ergänzt anhand bislang unberücksichtigten Archivmaterials die bisherige deutsch-amerikanische und französisch-amerikanische Forschung zur Geschichte der westdeutschen Selbstdarstellung und der kulturpolitischen Initiativen nach 1945 um eine neue Außenperspektive. Die Untersuchung hat zudem den Anspruch, einen innovativen methodischen Beitrag zu leisten, in dem zeitgenössische transkulturelle Forschungsansätze aus der neusten „Kunstgeschichte im globalen Kontext“ und der Ausstellungsgeschichte mit Methoden der kritischen Kunstgeschichte nach 1989 verbunden werden.

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Deutsche Forschungsgemeinschaft