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Ästhetik des Jazz

Ästhetik des Jazz

Ästhetik des Jazz

16.11.2012 - 17.11.2012

Freie Universität Berlin
Institut für Theaterwissenschaften

Von seinen Ursprüngen im New Orleans Stil über die Erfindung des Modern Jazz in Form des Bebop bis hin zu zeitgenössischen Formen wie dem Nu Jazz, dem Free Funk und der Verbindung aus Jazz und Hip Hop blickt die Jazz-Musik auf eine bewegte Geschichte zurück. Sie zählt heute unbestritten zu einer der maßgeblichen künstlerischen Musiken des 20. Jahrhunderts. Erstaunlich ist, dass in der deutschen Ästhetik und Kunstphilosophie bislang kaum Versuche unternommen worden sind, Eigenart und künstlerischen Wert dieser Musik systematisch zu bestimmen. In der analytischen Ästhetik liegen zwar Versuche vor, den Jazz vor dem Hintergrund umfassenderer Konzepte wie etwa der künstlerischen Improvisation und dem Begriff des Kunstwerks zu erläutern – aber auch in dieser Tradition der Kunstphilosophie ist bislang keine Ästhetik des Jazz systematisch entwickelt worden. Es liegt somit eine besondere Situation mit Blick auf den Jazz vor, die sich dadurch auszeichnet, dass diese Musik zwar als künstlerische Musik gemeinhin anerkannt ist, aber bislang nicht hinreichend in Debatten der philosophischen Ästhetik und Kunsttheorie berücksichtigt worden ist.

Die Tagung möchte diesem Desiderat begegnen. Dazu gehört es, sich mit einigen Fragen auseinanderzusetzen, die für eine Ästhetik des Jazz grundlegend sind. Zu diesen gehören unter anderem: Ist es angesichts der bewegten Geschichte des Jazz und der vielfältigen stilistischen Umbrüche möglich, Jazzmusik zu definieren? Wenn Improvisation ein zentrales Merkmal dieser Musik ist, so stellt sich die Frage, wie sich die Praxis der Improvisation im Hinblick auf Jazz genauer qualifizieren und von anderen Praktiken der Improvisation unterscheiden lässt. Mit Blick auf das Moment der Improvisation ist immer wieder der Werkcharakter von Performances der Jazzmusik bestritten worden – es ist hier nicht allein die Frage zu stellen, ob dieses Urteil zutreffend ist, sondern welche ontologische und ästhetische Bedeutung demgegenüber etwa Audio-Aufnahmen in der Praxis der Jazzimprovisation spielen. Wie lässt sich der Kunstcharakter und damit der Wert von Jazzmusik genauer bestimmen: Lässt sich etwa behaupten, dass die Performances der Jazzmusik konstitutiv andere Potentiale aufweisen als Aufführungen von Werken der klassischen europäischen Tradition der Konzertmusik und wie wären diese genauer zu qualifizieren? Diesen und verwandten Fragen wird die Tagung nachgehen.