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Foschungsgeschichte der Siedlungsarchäologie

In den deutschsprachigen Altertumswissenschaften wird die Siedlungsarchäologie oft als Vorreiter zur Landschaftsarchäologie bewertet. Gelegentlich steht sie aber auch in „Konkurrenz“ zum Konzept der Landschaftsarchäologie.

Ende des 19. Jahrhunderts beförderte Rudolf Virchow die Inventarisierung von Geländedenkmälern als Grundlage weiterer archäologischer Arbeit (siehe Gramsch 2003, 35 f.). Als Mittel zur ethnischen Deutung auf dem Niveau archäologischer Sachkulturen wurde die Siedlungsangarchäologie von Gustav Kossinna zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrieben. Georg Wolff und Alfred Tode entwickelten nur wenige Jahre später die Landesaufnahme als möglichst vollständige Erfassung von beweglichen Altertümern durch eine lückenlose Inventarisation von Denkmälern und Fundstellen und einer lückenlosen Begehung des Gebietes (Wolff 1913Tode 1928). Den Anspruch der Beantwortung archäologischer aber auch geographischer Fragestellungen verfolgte die sog. „echte“ Siedlungsarchäologie nach Ernst Wahle (Ders. 1922; 1943).

Den Begriff "Siedlungsarchäologie" prägte Herbert Jankuhn in seinem Artikel zu den Methoden und Problemen siedlungsarchäologischer Forschung (Jankuhn 1955, 73-78). Später unterschied er unter der punktuellen Ausgrabung von Ansiedlungen und der an die Siedlungsgeografie und -geschichte angelehnten Untersuchung von Mikroregionen, bei denen die Hinterlassenschaften menschlichen Handelns diachron ausgewertet werden (Jankuhn 1977, 8-24). Als „Archäologie der prähistorischen Kulturlandschaft“ definierte Jens Lüning die Siedlungsarchäologie (Lüning 1982, bes. 10).

Kritik an der Siedlungsarchäologie erhob Alexander Gramsch, indem er die Beschränkung der Fragestellungen kritisierte, die die Landschaft als physischen Hintergrund für Siedlungs- und Wirtschaftsvorgänge sehen würden. Er bezeichnete die „westliche“ und historisch bedingte Sicht auf die „Umwelt“ als Desinteresse (Gramsch 1996, bes. 19-23). Auch Lüning erhob Kritik an der „Kulturlandschaftsforschung“ als zu stark auf die vom Menschen geprägten Gebiete konzentriert und betonte, Landschaftsarchäologie müsse naturwissenschaftliche und kulturhistorische Ergebnisse gleichrangig berücksichtigen (Lüning 1997, 277 Anm. 6).

Zum Weiterlesen siehe auch: Mischka (2007), Saile (1998), Schier (1990), Schneeweiß (2003).