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Vortrag am Konfuzius-Institut: Chinesische Harmonie, eine europäische Erfindung?

06.11.2017 | 18:00

Prof. Dr. Joachim Gentz, Universität Edinburgh

China, vor allem das klassische China, wird heutzutage in westlichen Gesellschaften oft mit Harmonie assoziiert: Die Ausgewogenheit zwischen Yin und Yang, das Fließen der Ströme im Qigong, die Harmonie der Kräfte im Fengshui, das Dao als Prinzip einer natürlichen Harmonie kosmischer Kräfte. Auch den Konfuzianismus kennen wir vor allem als eine Philosophie der sozialen Harmonie. Seit 2005 propagiert die Kommunistische Partei Chinas das Ideal der „harmonischen Gesellschaft“ wieder: nicht als künftiges Ergebnis eines erfolgreich abgeschlossenen Klassenkampfes, sondern als besonderes Merkmal eines genuin chinesischen Weges in die sozialistische Marktwirtschaft. Schauen wir aber in die alten chinesischen Texte, stellt sich heraus, dass es dort kein einheitliches Konzept von Harmonie gibt, sondern eine Reihe von Schriftzeichen, die ganz unterschiedliche Arten von Relationen zwischen unterschiedlichen Bestandteilen eines Ganzen
bezeichnen. Auch in den europäischen Diskursen über China taucht der Harmoniebegriff bis ins frühe 20. Jahrhundert nicht auf. Erst von den 1920er Jahren an wird, zuallererst in Europa, der Harmoniebegriff mit China assoziiert. Von dort her wird er dann auch in China übernommen. Ist Chinas Ideal der „harmonischen Gesellschaft” also ureigentlich ein europäisches Ideal?

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zeit & Ort

06.11.2017 | 18:00

Konfuzius-Institut an der FU Berlin
Goßlerstr. 2-4
14195 Berlin-Dahlem

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