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Buddhismus und Schamanismus

yŏndŭnghoe in Seoul, 2013

yŏndŭnghoe in Seoul, 2013
Bildquelle: Korea.net [CC BY-SA 2.0]

Der Buddhismus in Korea wurde zur Zeit der drei Königreiche (372 in Koguryŏ, 384 in Paekje & 537 in Silla) adoptiert. Gemeinsam mit dem später eintreffenden Mahayana Buddhismus stellte er ein Denksystem dar, welcher sowohl im Sinne einer klassischen Religion das Streben nach dem idealen Leben und der höchsten Moral innerhalb der herrschenden Klasse, als auch mit seinem weltlichen Streben nach irdischem Glück in den unteren Gesellschaftsschichten Anklang fand und so zur ideologischen Einheit dieser Reiche beitrug. Die Blütezeit des koreanischen Buddhismus wurde zur Zeit der Koryŏ-Dynastie erreicht, als dieser zur offiziellen Staatsreligion ernannt wurde. Die Erfolgsgeschichte des Buddhismus in Korea ist jedoch, neben den zuvor genannten Punkten, insbesondere auf die Aufnahme der gesellschaftlich verwurzelten, schamanischen Elemente bei den buddhistischen Praktiken zurückzuführen. So wurden bewusst buddhistische Tempelanlagen in den als heilig betrachteten Bergen errichtet und Schreine für Berggottheiten aufgestellt.

Die selbst in Koryŏ nach wie vor unangefochtene Relevanz des Schamanismus zeigt sich insbesondere bei den zwei großen buddhistischen Staatszeremonien zu jener Zeit: die p'algwanhoe und die yŏndŭnghoe. Beide Feste scheinen nur dem Namen und Äußeren nach buddhistisch, doch ein Blick auf ihre konkreten Abläufe deutet auf einen starken Einfluss schamanischer Rituale.

Die p'algwanhoe ("Fest der acht Gelübde") ist eine Zeremonie bei der einen Tag und eine Nacht lang für die angehenden Mönche im Tempel gebetet wurde. Sie entwickelte sich zu einem jährlichen, im Oktober abgehaltenen, Erntefest bei dem eine sŏn'gwan, also eine Schamanin aus der Oberschicht, die Priesterrolle übernahm und die Gottheiten des Himmels, der Berge, Flüsse, Meere usw. huldigte, indem Masken- und Schwerttänze aufgeführt und Speise und Trank offeriert wurden.

yŏndŭnghoe in Seoul, 2013

yŏndŭnghoe in Seoul, 2013
Bildquelle: korea.net [CC BY-SA 2.0]

Die yŏndŭnghoe (Lotuslaternenfest) wurde offiziell zu Ehren Buddhas Geburt abgehalten. In der ganzen Stadt verteilt wurden Lotuslaternen angezündet, Bühnen aufgestellt und diverse Formen der Unterhaltung aufgeführt, mehrere Tage und Nächte hindurch Alkohol und Speisen aufgeboten und Feste mit Tanz und Gesang veranstaltet, bei denen sowohl der König, der Adel und das gemeine Volk teilnahmen.

Die Errichtung der neuen Chosŏn-Dynastie (1392) und der Konstituierung des Neo-Konfuzianismus als Staatsideologie ging einher mit der Unterdrückung des Schamanismus und Buddhismus. 1406 wurden unter König T'aejong, bis auf 242, alle buddhistischen Tempel beseitigt und ihre Grundstücke als auch nobi (vergleichbar mit Sklaven) konfisziert. Ein Verbot der Mönchwerdung wurde de facto mit der Abschaffung des toch'ŏbje (Berufungssystem für buddhistische Mönche) unter König Sŏngjong (r. 1469 - 1494) beschlossen. Der koreanische Buddhismus konzentrierte sich infolgedessen auf die religiösen Bedürfnisse des einfachen Volks ­und entwickelte sich vom Staatsbuddhismus zum Volksbuddhismus.

Hierbei vertiefte sich der Vermischungsprozess schamanischer und buddhistischer Praktiken, z.B. beim buddhistischen ch'ŏndojae bzw. schamanischem mangja-kut – beides Rituale für das Wohlergehen der Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits.

Beim saenam-kut in der Region Seoul werden vor einem Bild des Buddhas Kshitigrabha (kor. chijang posal) mehrere Tafeln mit Speise und Trank aufgestellt und ein buddhistischer ritueller Tanz für die Totenruhe (sog. toryŏngdolgi) aufgeführt.

saenam-kut in Seoul

saenam-kut in Seoul
Bildquelle: Wikimedia Commons - By Ministry of Culture, Sports and Tourism [CC BY-SA 2.5]

Beim ssitgim-kut in der Provin Chŏlla wurde zusätzlich zum Ablauf des saenam-kut der Körper des Verstorbenen mit einem Beifuß-Wasser-Gemisch, Duftwasser und klarem Wasser gesäubert um seine Seele zu reinigen.

Ein weiteres Beispiel für ein Ritual mit buddhistischen und schamanischen Elementen ist das ogugut aus der Provinz Kyŏngsang. Hier verkleidet sich der yangjung, ein männlicher Schamane, als buddhistischer Mönch und rezitiert sitzend aus einem buddhistischen Sutra, spricht ein Gebet und vollzieht den rituellen Tanz für die Totenruhe. Um die Rolle des yangjung ausüben zu dürfen, musste sich der Schamane im Tempel in den buddhistischen Gebeten und Zeremonien ausbilden lassen.

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