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Staatliches Prüfungssystem - sozialer Aufstieg durch Bildung

"Sŏdang" Kim Hong-Do, Ende 18. Jhdt.

"Sŏdang" Kim Hong-Do, Ende 18. Jhdt.

In Korea wurde im Jahr 958 das staatliche Prüfsystem unter König Kwangjong (949-975) zur Koryŏ Zeit (918-1392) errichtet. Geprüft wurde hauptsächlich Wissen aus der konfuzianischen Lehre. Eine bestandene Prüfung ermöglichte es jedem als Gelehrter (yangban) anerkannt und ein Amt als staatlicher Beamter zu bekleiden. Das Lernen für und Bestehen der Prüfung und der damit verbundene soziale Aufstieg nicht nur für den Geprüften, sondern auch für seine ganze Familie, nahm seitdem eine zentrale Rolle in der koreanischen Gesellschaft ein.

Die konfuzianische Lehre in der Bildung

Schon früh war die konfuzianische Lehre Teil der Lehrinhalte koreanischer Bildungseinrichtungen. In der taehak des Königreichs Koguryŏ (37 v. Chr.-668), die bereits im Jahr 372 erbaut wurde, wurde Konfuzianismus gelehrt, um Söhne der höheren Gesellschaft zu bilden und sie für eine eventuelle Tätigkeit für den Staat vorzubereiten. Auch während des vereinten Sillas (666-935) wurden an der im Jahr 682 errichteten kukhak, einer der Vorreiter der späteren Universitäten, die fünf klassischen Bücher der konfuzianischen Lehre gelehrt: shijing (Buch der Lieder), shujing (Buch der Urkunden), chunqiu (Frühlings- und Herbstannalen), liji (Buch der Riten), yijing (Buch der Wandlung). Im Jahre 788 wurde dann unter König Wŏnsŏngs zum ersten Mal eine staatliche Prüfung eingeführt: die Toksŏsamp'umgwa. Nur den Studenten der kukhak war es erlaubt diese Prüfung zu absolvieren. Eine bestandene Prüfung bedeutete die Chance ein öffentliches Amt zu bekleiden. Dies ähnelt zwar dem Anschein nach dem späteren Prüfsystem der Chosŏn Zeit, doch unterscheidet es sich letztendlich grundsätzlich durch seine starke Teilnehmer Begrenzung und den limitierten Aufstiegsmöglichkeiten des Abstammungssystems Kolp'umjedo, das den sozialen Status an das ‚Blut‘ band. Die Einführung dieses Prüfsystems hatte jedoch die ersten schleichenden Veränderungen in der Organisation der Staates bewirkt: literarische überwogen nun allmählich militärische Kenntnisse als Auswahlkriterium für Staatsdiener. Auch begann die institutionelle Auslegung des Staates im Sinne der Ordnungsethik der konfuzianischen Lehre sich langsam in Korea zu festigen. Zur Zeit Koryŏs wurde das staatliche Prüfsystem, wie es bis zum Ende der Chosŏn Zeit erhalten blieb, erstmals errichtet und auch weiterentwickelt. 958 von König Kwangjong errichtet, wurde es besonders von König Sŏngjong (981-997) reformiert. Das Prüfsystem, das vorerst mit dem Ziel, die mächtigen Clans (hojok) und ihre soziale Stellung zu schwächen, etabliert wurde, wurde durch ihn ausgebaut. Anstatt unregelmäßigen Prüfterminen, gab es nun regelmäßige und auch die zu besetzenden Stellen nach erfolgreicher Prüfung wurden nicht mehr begrenzt. König Sŏngjong stärkte das staatliche Prüfsystem u.a., weil er sich von dem Einfluss des Buddhismus und den Glauben des Schamanismus schwächen wollte. Die konfuzianische Lehre als zentrales Wissen für den sozialen Aufstieg zu transformieren, sollte dies ermöglichen. Die letztendliche Trennung des Staates vom Buddhismus und offizielle Anerkennung des Konfuzianismus als Staatslehre wurde mit dem Beginn der Chosŏn Dynastie erreicht.

Das staatliche Prüfsystem

Obwohl es vielen möglich war, an der Prüfung teilzunehmen, gab es auch hier Ausnahmen. Frauen, Leibeigene, straffällig gewordene, sowie Söhne, die nicht von der „Hauptfrau“ geboren waren, durften nicht an der Prüfung teilnehmen.

Das Prüfsystem war in drei Bereichen unterteilt.

  1. Prüfung für zivile Beamte (mun'gwa) – Möglichkeit Beamter, Gelehrter (teil der yangban) zu werden.
  2. Prüfung für Militärbeamte (mugwa) – Möglichkeit hochrangiges Mitglied des Militärs zu werden.
  3. Prüfung für technische Spezialisten (chapkwa)- Möglichkeit Dolmetscher, Arzt, Wahrsager, Gesetzesausleger zu werden.

Je nach Karrierewunsch mussten Anwärter in einem dieser drei Bereiche die Prüfungen bestehen. In allen Prüfungen war die Kenntnis der konfuzianischen Lehre relevant. Im Bereich (1) wurden konfuzianische klassische Text geprüft und in (2) Strategiebücher. Im Bereich (3) mussten besonders für Gesetzesinterpretation die Klassiker bekannt sein.

Besonders viele Kandidaten nahmen an der Prüfung für zivile Beamte teil. Diese war grob in zwei Stufen (samasi und taegwa) unterteilt. Bestand man die erste Stufe samashi in einem bestimmten Bereich, durfte man sich je nach Prüfungsfach mit dem Titel changwŏn oder chinsa schmücken und gehörte damit zu den Gelehrten (yangban). Auf dieser Stufe konnte man bereits ein Beamter niedriger Stufe werden. Wollte man hoher Beamter werden, musste die Zweite Stufe des Prüfsystem taegwa bestanden werden. Diese bestand aus drei weiteren Unterstufen und fand theoretisch nur alle drei Jahre statt. Praktische fand sie jedoch fast so oft wie die jährliche Prüfung der ersten Stufe samasi statt, da viele Sondertermine gestattet wurden.

Das staatliche Prüfungssystem

Das staatliche Prüfungssystem

Die Teilnahme an der Prüfung als Weg zum sozialen Aufstieg wurde mit der Zeit beliebter. Während 1401 noch ca. 500 Kandidaten teilnahmen, waren es 1423 schon allein in Seoul 1000 und in ganz Korea um die 5000. Das Studium für die Prüfung nahm eine zentrale Rolle in der Gesellschaft ein. Es war Mittel zum Zweck um Erfolg und Wohlstand zu erreichen. Bildungseinrichtungen der konfuzianischen Lehre vermehrten sich und wuchsen an Bedeutung.

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