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Lupold von Wedel

Lupold von Wedel

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Lupold von Wedel

adlig; Gutsbesitzer, Soldat und Reisender; prot.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 25. 01. 1544 Rittersitz Kremzow/Pommern

† Ende Juni 1615 in ebd.?

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Kurt v. Wedel, Mutter dessen 2. Frau Anna v. Borcke; aus 1. Ehe des Vaters (mit Christine v. d. Osten aus dem Hause Plathe) 3 Geschwister, aus der 2. noch 2 Geschwister, LvW war der Jüngste; 1552 Tod des Vaters; die Mutter schickte ihn für eine gelehrte Erziehung auf die Schule nach Stargard, wo er aber nur 1 Jahr blieb, weil er keine Lust zum Studieren hatte; 1561-65 im Dienst des Grafen Volrad v. Mansfeld, mit ihm bereiste er Mittel- und Süddeutschland; 1565 Volljährigkeit und Erbteilung, wobei er den Kremzower Anteil erhielt; 1566 Teilnahme am Türkenfeldzug Kaiser Maximilians; 1566-73 wirtschaftete er selbst in Kremzow; 1573 Tod seiner Mutter, danach war er in den folgenden 20 Jahren meist auf Reisen außer Landes; zu Hause war er für längere Zeit v. a. 1585-91, dauernd ab 1594; 1573 Reise nach Preußen, 1575 als Reiterfähnrich im Hugenottenkrieg in Frankreich, 1578f. Reise als Pilger ins hl. Land, nach Ägypten und Italien, 1580f. Reise nach Spanien und Portugal, 1583f. Teilnahme am Kölnischen Krieg, 1584f. Reise nach Schottland und England, 1591f. Teilnahme als Leutnant am Krieg Heinrichs v. Navarra gegen die Liga in Frankreich, 1592f. Teilnahme als Rittmeister am Straßburger Bischofskrieg auf der prot. Seite, 1593 Reise nach Frankfurt und Würzburg in geschäftl. Angelegenheiten; heiratete erst spät − sicher nicht vor 1595 −, und zwar Anna v. Eickstedt (ihr Vater war der wolgastische Kanzler Valentin vE), in dieser Ehe 5 Söhne und 4 Töchter; er hatte schon vorher Kinder; 1606 erneute Reise nach Frankfurt/M. und Würzburg sowie nach Kissingen, 1610 Reise nach Dresden zur Hochzeit Hz. Franz‘ v. Pommern und Prinzessin Sophias v. Sachsen im Auftrag Hz. Philipps v. Pommern

1.4. Literatur zur Person

ADB 41 (1896) 413-414 (Max Bär); Bär ed. (s.u. 2.1.) 1-3. 8-34; Lupold von Wedels Reisen in Hessen in den Jahren 1579, 1593 und 1606. In: Quartalbll d Hist Vereins f d Grossherzogtum Hessen 2 (1900) 486-488; Albert Emil Brachvogel, Ritter Lupold von Wedel’s Abenteuer. Historischer Roman in 3 Bänden mit freier Benutzung von Lupolds Selbstbiographie. Berlin 1874 (Bär ed. [s.o. 2.1.] 8 Anm. 3: Lektüre der Autobiographie als Anlass des Romans, aber keine Übernahme der Inhalte)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Lupold von Wedels Beschreibung seiner Reisen und Kriegserlebnisse, 1561-1606. Nach der Urhandschrift hg. und bearb. v. Max Bär. In: Baltische Studien 45 (1895) 38-609

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Editionsprinzipien genannt: kleine orthogr. Veränderungen (angegeben), Absätze und z.T. Satzenden durch Hg. hergestellt, Seitenwechsel angegeben, einige Passagen gekürzt (sowohl Stelle als auch Länge und Inhalt angegeben); inhaltl. Anmerkungen; ausführl. Einl. zu Person und Text; Beschreibung und Ort der Hss.

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Bär ed. (s.o. 2.1.) Vorwort 3-34; Bespr. v. G. Gaebel in: Mitteilungen aus d hist Lit 25 (1897) 188-190 (Schottenloher (1932ff.) 22167)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Auszüge: W. Sillem, Aus Lupold von Wedels Reisetagebuch in den Jahren 1581 und 1585. In: Mitteilungen d Vereins f Hamburgische Gesch 21 (1901/02) 478-481

3.1. Abfassungszeit

(1) in der Zeit zw. 1594-1602 (Berichtszeitraum: 1544-1593); (2) nach 1602 und 1606 (eingeschobene eigenhd. notierte Familiennachrichten); (3) 1606 oder später (Berichtszeitraum: 1606)

3.2. AdressatInnen

„menniklich“

3.3. Funktion der Quelle

am Textbeginn Begründung des Schreibens: „Nachdeme ich Lupolt von Wedel zu Kremptzow erbsessen mir vorgenummen, meine Gebort, Jugent, Leben und Alter, auch vornemsten Wandel, wie ich gereiset, meine Jugent, Leben und Alter angestellet, bis an meinen Gott gebe genedigen und seligen Abscheit, auch die Namen meines Fatern, Mutteren, Bruteren, Schwesteren, Großvatern und Großmutteren zu beschriben, doch wenick darunter, welches ich in meinem Faterlande als Pummeren, besondern merenteil ausserhalb Landes begangen: sul menniklich unvorborgen sein, das ich ...“ (38); als Begründung für die inhaltl. Konzentration fast ausschließlich auf seine Reisen: „mein Gemut anders nicht gerichtet, den daß ich Lant und Leute zu schowen Lust“ (47), hierzu machte er spätestens ab den 1570er Jahren regelmäßig ausführliche Tagebuchnotizen, zu der 1567-73 auf Wunsch seiner Mutter zu Hause verbrachten Zeit: „Es sein mir aber die Jare, welche sie die Mutter nach meines seligen Brutern Tod [1567] gelebet, vorgessen.“ (48)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl., LvW ließ die Urschrift durch seinen Schreiber nach seinen eigenen Entwürfen und Aufzeichnungen anfertigen (Teil [1]), am Rand Verbesserungen und Zusätze von seiner eigenen Hand, 2 Seiten mit Familienmitteilungen ganz von LvWs eigener Hand (Teil [2]), der letzte Teil (Berichtszeitraum: 1606) ([3]) ist von der Hand eines anderen Schreibers; Überl.: Mitte 18. Jh. durch Friedr. Wilh. v. d. Osten (Nachkomme der Familie der 1. Frau von LvWs Vater) in seine neu aufgebaute Bibliothek aufgenommen, mind. zw. 1840-80 vorübergehend leihweise im Besitz eines Majors v. Kessel im Schloss Bellevue in Berlin; teilw. Abschrift aus dem 18. Jh., wahrsch. von Fr. W. v. d. Osten in Auftrag gegeben (enth. den Anfang, die Reise ins hl. Land und Ägypten, die Reise nach Italien und die nach Spanien, aber auch diese Teile nicht ganz vollst.); eine weitere Abschrift wurde durch v. Kessel veranlasst (sehr fehlerhaft); Ort der ersten beiden Hss. (1895): von der Ostensche Bibliothek in Plathe, Abschrift: H 99; Ort der v. Kesselschen Abschrift: Kremzow

4.1. Berichtszeitraum

(1) 1544-1593; (2) 1577-1602. 1606; (3) 1606

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form, (1) und (3) Lebensgeschichte mit Schwerpunkt auf seinen Reisen; tagebuchartige Anordnung des Berichts nach einzelnen Monatstagen (mit Angabe der Reisestrecken, Entfernungen zwischen den bereisten Orten, Angabe der Nachtquartiere) als Gerüst; Benutzung älterer, tägl. Aufzeichnungen und Übernahme des urspr. gebrauchten „heute“ in den späteren endgültigen Text; (2) Lebensdaten seiner Geschwister und deren Kinder (Verheiratung und EhepartnerIn, Tod); LvWs „Manierbuch“, das vermutl. eine Bilderbeigabe zu seiner Reisebeschreibung darstellte, war in diesem Fall ein Pendant zur Reise-Autobiographie (verloren)

4.4. Inhalt

Reisen mit Sehenswürdigkeiten, Erlebnissen, gehörten Geschichten, kirchl. und weltl. Sitten und Gebräuchen, landwirtsch. Informationen; keine Mitteilungen über die Zeitspannen seiner Aufenthalte zu Hause, keine Mitteilungen zu seiner Heirat, seiner Frau und seinen Kindern

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