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Hans (von) Schad

Hans von Schad

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Hans von Schad [Hans Schad]

Patrizier; Ratsherr, Verwalter, Bürgermeister, Politiker, Diplomat; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 16. 12. 1575 Ulm

+ 04. 09. 1634 ebd.

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Bürgermeister Albrecht Schad (+ 1584), Mutter Katharina Schleicher (+ 1618); HSch war das sechste v. zehn Kindern; besuchte die Ulmer Lateinschule, deren Rektor Martin Balticus war (dessen Patron wiederum war der Ulmer Superintendent Ludwig Rabus); ab 1589 wohl zwei Jahre lang private Vorbereitung auf die Universität; 1591-93 Studium in Tübingen (wahrscheinlich Jura); 1594 in Jena, von dort Reisen nach Naumburg, Erfurt, Gotha, Arnstadt, Weimar und Leipzig; Aug. 1594 bis September 1595 hatte er seinen Wohnsitz in Königsberg, bereiste aber von da ein Vierteljahr lang England und Holland; danach Rückreise nach Ulm über Preußen, Pommern, Brandenburg, Sachsen und Nürnberg; Beginn seiner pol. Aktivitäten, daneben private wissenschaftliche Studien und Beginn mit der Sammlung einer großen Bibliothek; 1608 Heirat mit Veronika Heintzlin, in dieser Ehe drei Töchter; 1610 Eintritt in den Rat und Übernahme versch. städt. Ämter, u.a. Aufsicht über das Wengenkloster, Kloster Söflingen, das Sammlungskloster; Mitglied versch. wichtiger Kommissionen, u.a. war er f. den städt. Einkauf von Eisen, Holz, Salz und Wein mit zuständig, ferner war er an der neugeschaffenen fremden Almosenordnung 1616 und an der Erneuerung der Ordnung f. den bürgerlichen Almosenkasten 1618 und 1621 beteiligt; 1616 Kauf eines eigenen Hauses und Umzug, bis dahin wohnte er mit seiner Familie im elterlichen Haus, das seinem ältesten Bruder gehörte; mit Sigm. Schleicher zusammen war er in der Kipper- und Wipperzeit für die Regulierung des Münzwesens zuständig, bahnbrechende Wirksamkeit auf dem Gebiet des Ulmer Torfwesens; seit 1618 war er der wichtigste Ulmer Außenpolitiker; 1620 übernahm er das patrizische Ehrenamt des Stubenmeisters; 1626 Wahl zum geheimen Rat; 1633 Bürgermeister; einflussreiche Position in einem weitgespannten familiären Netzwerk; liebte die Kleiderpracht und erregte durch Zusammenstellung auffallender Farben auch an ernsten Orten und Gelegenheiten manchmal Anstoß

1.4. Literatur zur Person

Greiner ed. (s.u. 2.1.) 337-376, Abb. 334; Monika Hagenmaier, Predigt und Policey. Der gesellschaftliche Diskurs zwischen Kirche und Obrigkeit in Ulm 1614-1639. (= Nomos- Universitätsschriften: Gesch 1). Baden-Baden 1989 (über den Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, u.a. die Neuordnung des Almosenwesens)

2.1. Quelle: benutzte Edition, Länge (Druckseiten)

Das Memorial- und Reisebuch des Hans Schad. Ein Beitrag zur Gesch. Ulms im 17. Jahrhundert. Hg. v. [Hans] Greiner. In: Württ Vjh f Landesgesch NF 17 (1908) 334-420, Text 377-420

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Editionsprinzipien nur teilweise genannt; einige Notizen vor und nach dem eigtl. Text nicht abgedr., aber inhaltl. beschrieben; Seitenwechsel angezeigt; die einzelnen Notizen sind vom Hg. zwecks leichterer Zitierbarkeit mit Nummern versehen worden; inhaltl. und textkrit. Anmerkungen; ausführliche Einl. mit Informationen zu Familie, Biographie, pol. Ämtern und zur pol. Situation; grobe Beschreibung und Ort der Hs.; an einer Stelle Chiffreschrift in der Hs.: nicht im Text selbst abgedr., aber angemerkt

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Magdalena Buchholz, Die Anfänge der dt. Tagebuchschreibung. (= Reihe Tagebuch 1). Münster o.J. [1983?] (= Diss. Königsberg 1942) 69-73. 161; Inge Bernheiden, Individualität im 17. Jahrhundert. Studien zum autobiogr. Schrifttum. (= Literarhist Untersuchungen; 12). Frankfurt, M./Bern/New York/ Paris 1988, 110 (vermutet unangezeigte Kürzungen, da die Seiten der Quelle im Abdruck unterschiedlich lang sind); Greiner ed. (s.o. 2.1.) 336f. 337 Anm. 3

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

nicht unmittelbar nach den Ereignissen, sondern nach größeren Zeitabschnitten teils aus dem Gedächtnis, teils anhand von Notizen

3.2. Funktion und Zweck der Quelle

meist außerhäusliche wichtige Aktivitäten festhalten

3.3. AdressatInnen

vermutlich f. sich selbst und seine Nachkommen

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; Quartbüchlein, Papier, 157 ½ Seiten „Memorial- und raissbüchl(e)in...“, plus mehrere Blätter vor und nach dem Text; Ort: im Besitz der Familie von Schad (Stadtarchiv Ulm: Bestände des Familienarchivs von Schad noch ungeordnet und unverzeichnet)

4.1. Berichtszeitraum

26. 12. 1591-2. 3. 1630, ohne 1592, 1598-1607

4.2. Form der Quelle

dt., an einer Stelle Chiffreschrift (Greiner ed. [s.o. 2.1.] 336f. zu Nr. 615 vermutet, dass diese im pol. Austausch der Zeit vielfach verwendet wurde); Ich-Form; Mitteilungen chronikalisch notiert: einer vorangestellten Jahreszahl folgen Einträge, die mit Monat und Tag datiert sind; Titel: „Memorial- und raissbüchl(e)in meiner verrichtungen“; zunächst seine Reisen 1591-97; dann Neuansatz anlässlich seiner Hochzeit, hier neben dem Geburtsdatum seiner Frau auch sein eigenes, es folgen dann erst u.a. die Geburten seiner Töchter; danach notiert er v.a. seine versch. Amtstätigkeiten einschließlich der dafür nötigen Reisen, neben familiären Ereignissen; ab Berichtszeitraum 1614 wird die Zahl der Einträge f. die einzelnen Jahre deutlich höher; einige Gebete eingestreut

4.3. Inhalt

offensichtlich nach Vorlage früherer Kalendernotizen hat HSch in knapper Form, hin und wieder auch mit Details, seine Reisen und zahlreiche Aktivitäten verzeichnet; Studienaufenthalte in Tübingen und Jena, Reisen nach Königsberg, London, durch die Niederlande und nach Prag in seiner Jugend; Heirat, Kinder; städt. Ämter und Amtsgeschäfte einschließlich Reisen, Ehrungen, Honoraren; familiäre Ereignisse und Verpflichtungen als Vormund, Pflegschaften, Patenschaften, Krankheiten, Kuren, Privatreisen, Hauskauf, Wirtschaftsinteressen wie Torfstich und Salpetersieden, Teilnahme an Städte-, Kreis, Unions- und Kriegsratstagen und versch. Verhandlungen, zuletzt vornehmlich Betroffenheiten Ulms durch den Krieg, wie Truppendurchzüge, Einquartierungen etc.; Erbschaftsverwalter, Heiratsunterhändler; die Zeit seines Bürgermeisteramts hat er nicht mehr festgehalten

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