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Polykarp Leyser d. Ä.

Polykarp Leyser d. Ä.

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Polykarp Leyser d. Ä.

Pfr.; Dr. theol., Prof. f. Theologie; (General-)Superintendent, Coadjutor; Hofprediger; theologischer Schriftsteller; geadelt; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 18. 03. 1552 Winnenden/Württ.

† 22. 02. 1610 Dresden

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Neffe Jakob Andreaes, Stiefsohn Lukas Osianders und Schwiegersohn Lucas Cranachs d. J., Vater Kaspar, Pfr. in Winnenden, Oberpfr. in Nürtingen, Mutter Margarete Entringer (gest. 1566), vermutl. Schwester v. Anna Entringer, die mit Andreae verh. war; wurde v. dem zweiten Ehemann seiner Mutter erzogen: Lukas Osiander d. Ä.; Schulbesuch in Blaubeuren und Stuttgart; seit 1566 studierte er mit einem hzl. Stipendium in Tübingen; 1570 Mag.; 1573 Ordination und Übernahme des Pfarramtes in Gellersdorf (Niederöst.); als Pfr. in Göllersdorf (Öst.) wurde er Maximilian II. bekannt, später wurde er v. Rudolf II. geadelt; 1576 zus. mit seinem Freund Ägidius Hunnius Dr.-Promotion in Tübingen; Nov. 1576 Berufung zum General-Superintendenten in Wittenberg, Febr. 1577 Amtseinführung durch Jakob Andreae, im Juni 1577 auch Prof. ebd. und Mitglied des Konsistoriums; 1577-87 wirkte er als Prof. f. Theologie und General-Superintendent in Wittenberg, erneut 1593f.; in Wittenberg geriet er in einen theol. Streit mit Samuel Huber über Prädestinationsfragen; PL trat auch gg. die Abschaffung des Exorzismus ein; war am organisatorischen Abschluss und an der Einführung des Konkordienwerkes beteiligt, wobei eine enge innere Bindung an Martin Chemnitz entstand; 1580 Heirat mit Elisabeth Cranach (1561-1646), deren Vater Lucas Cranach d. J. war, in dieser Ehe fünf Söhne (zwei früh gest.) und acht Töchter; 1585 versuchte ihn die Stadt Braunschweig angesichts v. Chemnitz‘ Krankheit als Nachfolger im Superintendentenamt zu gewinnen, was PL aus Loyalität zu seinem Kurf. ausschlug; nach Kurf. Augusts Tod 1586 betrieb Kurf. Christian I. kryptocalvinistische Politik; 1587 berief ihn Braunschweig erneut − zum Superintendenten-Stellv. −, und sein Kurf. entließ ihn; 1587-93 als Coadjutor und Superintendent in Braunschweig; in Braunschweig geriet er mit dem Superintendenten Heidenreich in Streit, den PL f. seine eigene konkordistische Position entscheiden konnte; Heidenreich wurde 1588 abgesetzt, PL 1589 zu seinem Nachfolger ernannt; 1589 wurde auf PLs Vorschlag Nic. Selnecker Superintendent in Hildesheim; 1590 in den Reichsadelsstand erhoben, seine Nachkommen erhielten mehrfach Adelsanerkennungen; vertrat die kaisertreue und antireformierte Politik Kursachsens, weil er sie als theologisch begründet ansah; nach Kurf. Christians I. Tod 1591 wurde PL wieder nach Sachsen berufen, Braunschweig stimmte nach langwierigen, zuletzt tumultuarischen Verhandlungen 1593 einer zweijährigen Beurlaubung nach Wittenberg zu; PL hielt seine Antrittsrede in Wittenberg, war aber schon in Verhandlungen über seine Berufung als Dresdener Hofprediger, der er 1594 folgte; ab 1594 als 1. Hofprediger in Dresden; nach Christians I. Tod und Seb. Leonharts Entlassung erhielt Leyser als Hofprediger die Oberaufsicht über die kurfürstl. Bibliothek; griff in die Politik nur als Seelsorger ein; verstand sich als Hofprediger so, dass er sich aus Berufungsbewusstsein den Hofverhältnissen aussetze; war mit Aeg. Hunnius an der Befestigung des zur Konkordienformel haltenden kursächs. Luthertums beteiligt, engagierte sich in versch. theologischen Streitigkeiten, u.a. mit einer 1602 gedr. Schrift gg. Reformierte, nachdem Krell 1601 hingerichtet worden war; 1607 begleitete er seinen Kurf. Christian II. nach Prag, wo ihm Rudolf II. ein altes Adelsdiplom der Familie erneuerte; betätigte sich als theologischer Schriftsteller (exegetisch, homiletisch), war mit einer Revision der Lutherbibel betraut; sicherte Chemnitz durch sorgfältige Ed. seines Nachlasses seine Nachwirkung und dem Konkordienluthertum dank seiner führenden kirchenpol. Stellung den Bestand in Nieder- und Kursachsen

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 2 (1750) 2630f.; ADB 18 (1883) 523-526 (Pünjer); NDB 14 (1985) 436f. (Theodor Mahlmann); RGG3 4 (1960) 340f. (Franz Lau); RGG4 5 (2002) 302 (Wolfgang Sommer); PRE 11 (1902) 427-431 (Wagenmann/Johannes Kunze); BBKL 5 (1993) 3-7 (Karl Friedrich Ulrichs); Johann Andreas Gleich, Annales ecclesiastici, oder: Gründliche Nachrichten der Reformations-Historie Chur-Sächß. Albertinischer Linie: wobey zugleich von der churfl. sächss. Schloss-Kirche zu Dressden, und dem darin angeordneten Gottesdienste gehandelt wird. Dabey die umständlichen Lebens-Beschreibungen derer Churfl. Sächß. Ober- und übrigen Hoff-Prediger. 2 Bde. Dresden/Leipzig 1730. Bd. 1, 499-609 (Biogr., erwähnt keine Autobiographie); Johann Christoph Erdmann, Lebensbeschreibungen und litterarische Nachrichten von den Wittenbergschen Theologen seit der Stiftung der Universität 1502 bis zur dritten hundertjährlichen Saekularfeyer 1802: aus den Matrikeln und andern glaubwürdigen Urkunden. Ein Beitrag zur Kursächsischen Reformations- und Kirchengeschichte. Wittenberg 1804, 45; Wolfgang Sommer, Gottesfurcht und Fürstenherrschaft. Studien zum Obrigkeitsverständnis Johann Arndts und lutherischer Hofprediger zur Zeit der altprotestantischen Orthodoxie (= Forschungen zur Kirchen- und Dogmengesch 41). Göttingen 1988, 104-134

Autobiogr. Quellen: Crusius, Tagebuch I eds. Göz/Conrad 172 (31. 8. 1596). 232 (30. 10. 1596; 31. 10. 1596); Hoe v. Hoenegg, Autobiographie (dt.) ed. Scheuffler, 39. 40. 105. 120; Abr. Scultetus, Autobiographie (a) lat.: 19, (b) dt. ed. Benrath 25

2.1. Quelle: benutzte Edition

Polycarp Leyser d. Ä., Rettung der Ehren und Unschuld D. Polycarpi Leisers / Churfürstlichen Sächsischen Hof-Predigers / welchen die vermummeten / verkappeten und unbenannte des D. Niclas Krellen Freunde / der Aufruhr / turbatæ pacis publicæ, und anderer Unfug / jedoch (Gott lob) mit gesparter Warheit und höchster Ungebühr beschuldiget haben. Proverb. XII. Wer warhafftig ist / der saget frey / was recht ist / aber ein falscher Zeuge betreuget. Leipzig 1606

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

-

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

-

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

ND in: Curieuse Bibliothec, Oder Fortsetzung der Monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde / Von allerhand Büchern und andern annehmlichen Geschichten / allen Liebhabern der Curiositäten zur Ergötzlichkeit und Nachsinnen heraus gegeben. Von Anno 1689. biß 1698. Durch Wilhelm Ernst Tentzeln / Kön. Poln. und Churf Sächs Rath / und Historiographum in Dreßden. Des andern Repositorii achtes Fach. Franckfurt und Leipzig 1705. Bey Philipp Wilhelm Stock, 675-735, Text: 682-735

3.1. Abfassungszeit

Nov. 1605

3.2. AdressatInnen

christl. Leser

3.3. Funktion der Quelle

Selbstverteidigung in der polemischen Auseinandersetzung mit Anhängern Nikolaus Krells

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

durch den Autor in Druck gegeben; durch Urenkel 100 Jahre später erneut publiziert, wieder in einem polemisch-theologischen Kontext, diesmal mit Gottfried Arnold als Gegner

4.1. Berichtszeitraum

1576- nach 1601, v.a. 1585-1594

4.2. Sprache

dt.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form, Prosa; greift diejenigen biogr. Abschnitte und Themen heraus, die v. seinen theologischen Gegnern angegriffen worden waren

4.4. Inhalt

v.a. zu seinem Verhalten in Wittenberg und Braunschweig

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