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Matthias Hoe von Hoenegg

Matthias Hoe von Hoenegg

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Matthias Hoe von Hoenegg [Hoë von Hoënegg; Höe von Höenegg]

adlig; Pfr., Dr. theol.; Superintendent in Plauen; Oberhofprediger in Dresden; theologischer Schriftsteller; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 24. 02. 1580 Wien

† 04. 03. 1645 Dresden

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

Vater Leonhard HvH: Jurist, kurfürstl. mainzischer und erzherzoglich österreichischer und ksl. Rat, Prof. der Rechte in Wien, geadelt 1592 (Reichsadel), 1596 Reichshofrat, gest. 1599, Kaufmanns-Sohn aus Franken; Mutter Helena Wolzogen (1553-1617), deren Vater war ksl. Hofpostmeister in Wien; ab 1587 Privatunterricht, dann Stephansschule in Wien; 1592-94 Univ. Wien; 1594-97 zus. mit dem jüngeren Bruder Christian Gymnasium in Steir; 1597 Theologiestudium in Wittenberg, daneben philos. und jur. Studien (hätte für „in utroque Jure summos honores“ ausgereicht); 1601 Lic. theol.; 1602 Dritter (= letzter) Hofprediger in Dresden und Heirat in Wittenberg mit Elisabeth Heidelberger (1581-1644) (adlig, Güter in der Gft. Mansfeld), bis 1623 vier Töchter und sechs Söhne; 1603 zum Superintendent f. Plauen und den kursächs.-vogtländ. Bezirk bestellt, Amtsantritt Jan. nächsten Jahres; 1604 Promotion zum Dr. theol.; 1611 Direktor der ev. Kirche in Prag; 1613 1. Hofprediger in Dresden; er erstritt sich in Auseinandersetzungen mit dem 2. Hofprediger in aller Öffentlichkeit den Titel Oberhofprediger; delegierte die liturgischen Teile des Gottesdienstes an die nachgeordneten Geistl.; setzte sich erfolgreich f. ein Zusammengehen Kursachsens und Habsburgs im 30j. Krieg ein, wofür ihn der Ks. 1620 mit der erblichen Pfalzgrafenwürde belohnte; bekämpfte mit gleicher Heftigkeit Katholiken wie Calvinisten und handelte zugleich nach dem Grundsatz, dass die Lutheraner viel eher mit den Katholiken als mit den Reformierten zusammen gehen könnten; erst 1631 auf dem Leipziger Religionsgespräch ließ er sich zur Einschränkung seiner öfftl. Polemik bewegen; beteiligt am Zustandekommen des Prager Friedens 1635; trat f. Jakob Böhme ein, hatte freundschaftliche Beziehungen mit Vertretern der kirchlichen Reformbewegung; theologischer Schriftsteller

1.4. Literatur zur Person

Jöcher 2 (1750) 1637-39; ADB 12 (1880) 541-549 (Brecher); NDB 9 (1972) 300f. (Erich Beyreuther); LThK2 5 (1960) 413 (Stephan Skalweit); RGG3 3 (1959) 389f. (Franz Lau) sv Höe von Höenegg, Matthias; EncR 2 (1996) 240 (David P. Daniel); RGG4 3 (2000) 1816 (Günther Wartenberg); PRE 8 (1900) 172-176 (Franz Dibelius); Lebensbeschreibung von Herrn D. Mathia (!) Höens (!) von Höenegg (!), v. Johann Andreas Gleich [Autobiographie mit Zusätzen v. Hg.]. In: Johann Andreas Gleich, Annales Ecclesiastici, Oder: Gründliche Nachrichten der Reformations-Historie Chur-Sächß. Albertinischer Linie. ... Dabey die umständlichen Lebens-Beschreibungen derer Churfl. Sächß. Ober- und übrigen Hoff-Prediger. 2 Bde. Dresden/Leipzig 1730. Bd. 2, 2-206 (Autobiographie als Quelle f. die hier gebotene Biographie 4f.; Auszüge in dt. Übers. abgedr.; p. 5 erwähnt Gleich [1730] seine Quellen: „So habe aus einem Manuscripto, so D. Hoe mit eigner Hand geschrieben, den Entwurff seines Lebens also gefunden, in Lateinischer Sprache, welche Worte ich auch behalten will, so weit seine Aufferziehung gehet, dahero dieser Relation desto eher und mehr zu trauen; wie nicht weniger dem Verzeichnüsse seines Lebens, so er ebener maßen selbst aufgesetzet, und in ein Buch geschrieben, so auf seinem gewesenen Ritter-Guthe Lungwitz, eine Meile von Dreßden gelegen, gefunden und beybehalten worden, welches mir güttigst abcopiret, mitgetheilet und zugeschicket worden.“ − Gleich hat also sowohl die lat. Autobiographie (a) als auch die dt. (b) verwendet); Ernst Otto, Die Schriften des ersten kursächsischen Oberhofpredigers Höe von Höenegg, krit. gesammelt und geordnet. (= 37. Jahresbericht des Vitzthumschen Gymnasiums). Dresden 1898; ders., Der Streit der beiden kursächsischen Hofprediger Matthias Höe von Höenegg und Mag. Daniel Hänichen, 1613-1618. In: Beiträge zur Sächs Kirchengesch 21 (1908) 89-123; Hans Knapp, Matthias Hoe von Hoenegg und sein Eingreifen in die Politik und Publizistik des Dreißigjährigen Krieges. (= Hallesche Abh zur Neueren Gesch 40). Halle 1902; Franz Blanckmeister, Pastorenbilder aus dem alten Dresden. Dresden 1917, 44-52; Stefanie Prochaska-Weigl, D. Matthias Hoe von Hoenegg und seine Zeit (1580-1645). Diss. theol. masch. Wien 1951; Hans-Dieter Hertrampf, Der kursächs. Oberhofprediger Matthias Höe von Höenegg − seine Theologie, Polemik und Kirchenpolitik. Diss. theol. masch. Leipzig 1967; ders., Höe von Höenegg − sächsischer Oberhofprediger 1613-1645. In: Herbergen der Christenheit. Jb f. dt. Kirchengesch. 7 (1969) (Berlin 1970) 129-148; Hermann Schüling, Verzeichnis der Briefe an Matthias Hoe von Hoenegg (1580-1645) in der Universitätsbibliothek Gießen (Cod. Giess. 114 und 115). (= Handschriftenkataloge der Universitätsbibliothek Gießen 1). Gießen 1979; Siegfried Wollgast, Philosophie und Theologie in Dresden unter Johann Georg II. In: Dresdner Hefte 11,1 (1993) H. 33, 25-31: 27

Autobiogr. Quellen: Abr. Scultetus, Autobiographie (a) lat.: 42 (lt. Anm. 95 in ed. Benrath). 78, (b) dt. ed. Benrath 46 Anm. 95 (im Text anonym). 80

2.1. Quelle: benutzte Edition

(a) D. M. Hoë de vita propria, ex ejus Autographo. In: Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen. 3. Beytrag. Leipzig 1720, 398-410

(b) Bruchstück einer Selbstbiographie des kursächsischen Oberhofpredigers D. Mathias [!] Hoë von Hoënegg. Mitgeteilt v. Pfr. Scheuffler. In: Jb d Ges f d Gesch d Protestantismus in Österreich 13 (1892), 28-40. 105-135, Text ab 29

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

(a) keine Editionsprinzipien genannt, nichts zur Hs., keine Anmerkungen, originale Schreibweise scheint weitgehend beibehalten worden zu sein

(b) Fundort der Hs. genannt (Pfr. v. Frankenthal), grobe Beschreibung (geb. Ms., dt., viele leere Bll., Inhaltsverz. vorweg, Nachträge v. ders. Hand); Orthographie und Interpunktion modernisiert; Seitenwechsel angezeigt; unklar, ob Abschnittsgliederungen und Überschriften v. Hg. o. v. Verf. stammen; stellenweise gekürzt (z.B. Seite 34 um die Liste zur Familie Wolzogen, Seite 109 um einige Patenlisten)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Inge Bernheiden, Individualität im 17. Jahrhundert. Studien zum autobiogr. Schrifttum. [= Literarhist Untersuchungen 12]. Frankfurt, M./Bern/New York/Paris 1988, 87f.; Tersch (1998) 604-618: 617 (zu den versch. Fassungen: Tersch [1998] geht v. drei Fassungen aus, da er die Zitate bei Gleich einer eigenen Fassung zurechnet − mit Berufung auf Prochaska-Weigl [s.o. 1.4.]) 303 Anm. 65; Jancke (2002) 93. 95f. 98. 101. 159f. (Patronage)

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

Auszüge aus (a) und (b) (nicht gekennzeichnet): Gleich (s.o. 1.4.); Ernst Otto, Die Schriften des ersten kursächsischen Oberhofpredigers Hoë von Hoënegg. Dresden 1898

3.1. Abfassungszeit

(a) 16. 9. 1603; dann noch ein Abschn. mit: Dienstbeginn und Amtseinführung in Plauen -Dez. 1603, April 1604; Promotion Dr. theol. in Wittenberg März 1604- vermutlich Sommer 1604

(b) v.a. vor 1618, ca. 1612/13; nur einige bis 1622 geb. Kinder nachgetragen

3.2. AdressatInnen

(a) vermutlich selbst, Familie; Gott

(b) Kinder, Söhne

3.3. Funktion der Quelle

(b) Kinder sollen in die Fußstapfen seines Vaters Leonhard HvH treten: Exempel f. durch Tugend und Geschicklichkeit zu Ehren Kommen, insbesondere Beschäftigung zahlreicher Adliger als Diener erwähnt; Kinder sollen nach seinem Tod zu seinem Bruder Max an Vaters Stelle gehen (32), und auch v. seinem jüngeren Bruder Christian haben sie Gutes zu erwarten (33); Unterrichtung der Kinder über Verwandtschaft (33), Bruder seiner Frau wird f. seine Kinder sorgen (34); MHvH selbst als Exemplum: Söhne sollen halb so fleißig beim Studium sein wie er (36); Kinder sollen sich seines Berufs − Theologe − nicht schämen (37), Söhne sollen unbedingt Disputationen besuchen und halten (38)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

(b) hsl., wohl urspr. bei seinen anderen Papieren (Gleich [s.o. 1.4.]); im 19. Jh. im Besitz des Pfr. v. Frankenthal; vermutlich um 1954 noch in Privatbesitz, inzwischen vermutlich verbrannt; Hss. (a) und (b) müssen heute als verloren gelten

4.1. Berichtszeitraum

(a) 1580-1610 (Geburt des Sohnes Hans Christoph) bzw. 1604 (Einführung ins Superintendentenamt in Plauen)

(b) 1580-1623

4.2. Sprache

(a) lat., ab Berichtszeitraum 1604 dt. (Geburten v. Kindern 1604-10 in Plauen)

(b) dt. mit gelegentlichen lat. Einsprengseln (Begriffe, Redewendungen, Gebete)

4.3. Form der Quelle

(a) Beginn in Er-Form, dann Übergang zur Ich-Form, Prosa

(b) Ich-Form, Prosa

4.4. Inhalt

(a) Bildungs- und Berufslebenslauf, Heirat, Geburten v. Kindern − Darstellung des Erreichten; gegenüber (b) entfällt: Aufzählung der Familienmitglieder, Würdigung des Vaters, Lob der Ehefrau, Beschwerden über Leyser und die Hofpredigerstelle, die adlige Selbstdefinition

(b) adlige Familie, eigene Ausbildung und hervorragende Leistungen, angenommene und abgelehnte Stellen, adlige Heirat, Kinder und adlige Taufpaten, eigene Wohltaten f. andere in seinem Beruf, Krankheiten und geistl. Gefahren durch andere Konfessionen, Patrone, besondere Gunst seines Kurf., Hervorkehren des adligen Standes und Abwägen, ob der eigene Beruf, angebotene Stellen und das Verhalten anderer dem adligen Stand seiner Person und seiner Familie entsprechen

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