Springe direkt zu Inhalt

Joachim Garcaeus

Joachim Garcaeus

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Joachim Garcaeus

Pfr., Superintendent; Dr. theol.; luth.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 1567 Brandenburg

† 02. 06. 1633 ebd.

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

entst. der anges. märk. Pfr.- und Gelehrtenfamilie Gartz; Vater Superintendent D. Joh. G, Mutter Katharina Damsdorf, Vater war 1561-74 Superintendent und Oberpfr. (= 1. Pfarrstelle) an St. Katharinen in Brandenburg; Vater starb 1574, Mutter heiratete in zweiter Ehe den Brandenburgischen Ratsherrn Nicolaus Buchholz, der sich um seine Stiefkinder kümmerte; Gymnasium in Brandenburg und Braunschweig; Univ. Helmstedt, Wittenberg, Frankfurt/O., 1587 Mag. philos.; zunächst Med.-Studium; 1591 Prof. f. Griech. in Frankfurt/O., sehr gute Kenntnisse in den Kirchenvätern, den orientalischen Sprachen und besonders dem Hebr.; 1588 Heirat mit Theodora Musculus (Wwe. des 1586 gest. Rektors der Univ. Andreas Praetorius, ihr Vater war Andreas Musculus, General-Superintendent in Frankfurt/O.); 1593 Dr. theol.; 1594 als Oberpfr. nach Sagan/Lausitz berufen (wohl mittels des Bruders seiner Frau), 1597 (o. 1598?) nach Sorau: Superintendent, Oberpfr. und Hofprediger des dortigen Herrn, Frhr. Seifried v. Promnitz; 1603 verlor er die Gunst seines Herrn und (vermutlich) das Hofpredigeramt, 1611 erhielt er die Gunst (und das Amt?) wieder; 1616 Angebot des Kurf. Johann Sigismund v. Brandenburg zur Rückkehr nach Frankfurt/O. (was die dortige ref. Mehrheit ablehnte); 1617/18 Entlassung in Sorau; 1618-33 Superintendent und Oberpfr. an St. Katharinen in Brandenburg (Vermittlung eines im Rat sitzenden Verwandten); 1619 durch einen seiner Diakone beim Abendmahl zurückgewiesen: Streitigkeiten zw. Lutheranern und Calvinisten, Unterstützung durch den ref. Kurf.; ratskrit. Positionen bringen ihm auch hier Konflikte; 1624 Tod der Frau; zweite Ehe mit Ursula Schinnemann

1.4. Literatur zur Person

Tschirch ed. (s.u. 2.1.) 19-48; Ev. Pfarrerbuch f. die Mark Brandenburg seit der Reformation. Hg. v. Brandenburgischen Provinzialsynodenverband. 2 Bde. Berlin 1941. Bd. 2, Teil 1, 232 (dort f. Sorau nicht als Hofprediger = 4. Pfarrstelle aufgeführt; Vorname seiner ersten Frau dort Dorothea; als D. = Dr. theol. wie sein Vater geführt)

2.1. Quelle: benutzte Edition

Tägliche Aufzeichnungen des Pfarrherrn Joachim Garcaeus in Sorau und Brandenburg aus den Jahren 1617-1632. (Auf Grund der v. Erich Niederstadt nach dem Orig. angefertigten Abschrift mit einer hist. Einl. und erläuternden Anmerkungen) hg. v. Otto Tschirch. In: Jahresbericht des hist. Vereins zu Brandenburg a. d. H. 21/25 (1894) 15-112 (Text: 51-92)

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

gekürzt um alles, „was ohne Beziehung auf Landes-, Lokal- und Kulturgeschichte ist und sich auf rein persönliche Verhältnisse des Verfassers bezieht.“, d.h. es entfallen: regelmäßig wiederkehrende Vorgänge der Hauswirtschaft, „die geheimen Selbstbekenntnisse eines Schuldbewußten“; mit Einl. und Anmerkungen Tschirch ed. (s.u. 2.3.)

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Tschirch ed. (s.o. 2.1.) 49f.; Magdalena Buchholz, Die Anfänge der dt. Tagebuchschreibung. (= Reihe Tagebuch 1). Münster o.J. [1983?] (= Diss. Königsberg 1942) 24-27. 158; zu Tschirch ed. (s.o. 2.1.): Inge Bernheiden: Individualität im 17. Jahrhundert. Studien zum autobiogr. Schrifttum. (= Literarhist Untersuchungen 12). Frankfurt, M./Bern/New York/Paris 1988, 76

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

= Berichtszeitraum: 1617-1632 (fehlende Jahrgänge: 1620. 1623. 1628-1630)

3.2. AdressatInnen

selbst; Gott

3.3. Funktion der Quelle

teils Terminkalender, teils Erinnerungsstütze; Bitten an Gott

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; wohl mit JGs Bibliothek vom Rat der Neustadt Brandenburg gekauft und als Bestandteil der Bibliothek der Katharinenkirche erhalten; Ort der Hs. (1894): Domstiftsarchiv Brandenburg: Dep. Kirchenbibliothek St. Katharinen K 552 e, f-r (Bibliothek der Katharinenkirche)

4.1. Berichtszeitraum

= Abfassungszeit: 1617-1632

4.2. Sprache

dt. und lat.

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; Prosa; in insges. zwölf Schreibkalendern; Oktav; JG verwendet schwarze und rote Tinte; ihm besonders wichtige Ereignisse schreibt er in einer größeren Schrift o. auch in Versalien

4.4. Inhalt

(pers.:) amtliche Verrichtungen, Vorgänge im Haushalt, Konflikte, Beleidigungen, Anfälle v. Jähzorn, Ausschweifungen, Reue und Selbstgeißelungen, Heilbehandlungen, häusliche Probleme, Tod in der Familie, Träume (z.B.: JG schreibt als schon Verstorbener seine eigene Lebensgesch. − Tschirch ed. [1894] 34); (allgemein) Kriegsereignisse, Einquartierungen v. Soldaten; Witterung, Unwetter, Brände, Hochwasser, Pest, Prodigien, Krankheiten und Seuchen, Todesfälle, stadtpol. Ereignisse, diverse Tagesbegebenheiten, Gedenktage; Kriminalfälle, Unglücksfälle, Hinrichtungen

nächster Eintrag
vorheriger Eintrag

Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum