Springe direkt zu Inhalt

Lampert Distelmeier

Lampert Distelmeier

1.1. Name, Tätigkeiten und Positionen

Lampert Distelmeier [Lamprecht, Lambert; Distelmeyer]

Jurist (Dr. iur.), Hofrat und Kanzler des Kurf. v. Brandenburg, Diplomat; prot.; verh.

1.2. Geburts- und Todesjahr und -ort

* 23. (o. 22.) 02. 1522 Leipzig

† 12. 10. 1588 Berlin

1.3. Herkunft, Lebensbeschreibung, Konfession

aus einer v. Lüneburg eingewanderten Handwerkerfamilie, Vater Lamprecht war in Leipzig Schneider und Bürger, Mutter Anna; Schule in Leipzig; ebd. Studium zuerst der Theologie, dann Jura; ab 1541 nur Studium der Staatswissenschaften; 1544 Mitarbeiter in der sächs. Kanzlei (Hz. Moritz); 1547 Syndikus in Bautzen, Rechtsanwalt (?) mit adligen Klienten ebd.; in Bautzen vertrat er mit großem Geschick im Konflikt der Oberlausitzer Städte mit Ferdinand I. die Interessen der Stadt und der Stände; 1549 in Leipzig Promotion zum Bacc. und Lic. iur.; 4. 2. 1549 Hochzeit ebd. mit Elisabeth Goldhahn, der Vater seiner Frau war Handelsherr und Herr auf Crostewitz, in dieser Ehe vier Söhne und vier Töchter; 1550 Dr. iur. in Leipzig; 1550 Auswahl zw. mehreren Hofämtern, Entscheidung f. eine Stelle als Rat am kurbrandenburgischen Hof: Eustachius v. Schlieben, sächs. Adliger in kurbrandenburgischen Diensten, holte so seinen Landsmann nach Brandenburg; 1551 Hofrat des brandenburgischen Kurf. Joachim II.; Mitwirkung am Augsburger Religionsfrieden; 1558 Kanzler, dieses Amt behielt er bis zu seinem Tod; er erlangte die Mitbelehnung der brandenburgischen Hohenzollern mit dem Hzm. Preußen 1569; LD baute ein Klientelnetz auf und setzte seine Leute in Ämter ein; dieses Netz familiärer und amtlicher Verbindungen zerbrach größtenteils beim Herrscherwechsel 1598, weil LD durch seine Mitarbeit am Testament Johann Georgs eindeutig Stellung gg. dessen Sohn und Nachfolger bezogen hatte [vgl. Elisabeth v. Brandenburg] − sein Sohn Christian D konnte sich beim Nachfolger nicht mehr als Kanzler halten; seine Bibliothek wurde 1616 von der Stadt Halle angekauft und befindet sich heute noch ebd. in der Marienbibliothek; seine Enkelin Elisabeth D heiratete Johann Casimir Gf. zu Lynar, einen Sohn von Anna und Rochus v. Lynar

1.4. Literatur zur Person

ADB 5 (1877) 256-258 (Th. Hirsch); NDB 3 (1957) 744f. (Walter Nissen); Heidemann ed. (s.u. 2.1.) 9 Anm. 1. 10 Anm. 1. 10; Adolf Stölzel, Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, dargestellt im Wirken seiner Landesfürsten und obersten Justizbeamten. 2 Bde. Berlin 1888, Bd. 1: Die kursächs. Stände..., 188-273; Friedrich Holtze, Die Märkischen Kanzler bis 1650. In: Forschungen zur Brandenburgisch-Preußischen Gesch 2 (1889) 249f.; ders., Lambert Distelmeier, kurbrandenburgischer Kanzler. In: Schriften des Vereins f die Gesch Berlins 32 (1895) 1-97; Heinrich Kramm, Besitzschichten und Bildungsschichten der mitteldt. Städte im 16. Jahrhundert. In: Vjs f Sozial- und Wirtschaftsgesch 51 (1964) 454-491: 472 (Luther o. Melanchthon bewog LD zum Studienwechsel v. Theologie zu Jura wg. Berufseignung); Peter-Michael Hahn, Landesherrliches Amt und Stadtbürgertum in Brandenburg im 16. Jahrhundert. In: Ilja Mieck (Hg.), Ämterhandel im Spätmittelalter und im 16. Jahrhundert. Referate eines internationalen Colloquiums in Berlin vom 1. bis 3. Mai 1980. (= Studien aus dem Forschungsprojektschwerpunkt „Soziale Mobilität im frühmodernen Staat: Bürgertum und Ämterwesen“ am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Freien Univ Berlin 3) (= Einzelveröffentlichungen der Hist Komm zu Berlin 45). Berlin 1984, 252-274: 257f. 259-262. 263 Anm. 42. 264 Anm. 45, 46. 265 Anm. 49. 266f. + Anm. 51, 52. 269 + Anm. 62, 63. 270. 271. 273 + Anm. 81, 82; Craig M. Koslofsky, The Reformation of the Dead. Death and Ritual in Early Modern Germany, 1450-1700. (= Early Modern History: Society and Culture). Basingstoke/London/New York 2000, ch. 5: Honour and Violence: Funerals in the Confessional Age, 115-132, darin Abschn.: The Funerals of Lampert Distelmeier (1588) and Christian Schütz (1592), 117-122; Schottenloher (1932ff.) 3827-29

2.1. Quelle: benutzte Edition

J[ulius] Heidemann, Ein Tagebuch des brandenburgischen Kanzlers Lampert Distelmeier. Wiss. Beilage zum Progr. des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster. Ostern 1885. Berlin 1885 (Text: 11-22)

2.2. Beschreibung der Edition, Bemerkungen

Beschreibung der Orig.-Hs., Angabe ihres Aufbewahrungsortes; anscheinend vollst. und orthogr. getreu abgedr.; erläuternde Anmerkungen (Namen, Sachen, Worterklärungen); Ersted.

2.3. Literatur zur Quelle bzw. Edition

Anette Völker-Rasor, Bilderpaare − Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts. (= Rombach Wissenschaft. Reihe Historiae 2). Freiburg 1993

2.4. weitere Editionen; Auszüge, Übersetzungen

-

3.1. Abfassungszeit

unklar

3.2. AdressatInnen

vermutlich: selbst und Nachkommen

3.3. Funktion der Quelle

Festhalten der Aufstiegsdaten und Rechtspositionen (Gehalt, Güterbesitz) sowie der Kinder als Erbberechtigten (implizit)

3.4. Medium (hsl.; gedr.); Überlieferung; Ort der Hs.

hsl.; Nachlass vererbt bei der Tochter Elisabeth von LDs Sohn Christian, die mit einem Gf. Lynar verh. war und den nachmaligen Lynarschen Familiensitz Lübbenau erwarb; Ort der Orig.-Hs. (1885): Lübbenau/Niederlausitz, Besitz des Gf. zu Lynar [ebd. neben anderen Papieren auch ein Tagebuch LDs]

4.1. Berichtszeitraum

Geburt 1522-1585

4.2. Sprache

dt., mit zahlreichen lat. Wendungen

4.3. Form der Quelle

Ich-Form; chronikartige Autobiographie (wichtige Lebensdaten in chronol. Folge): Bildung und Berufsaufstieg, Gütererwerb, Kinder

4.4. Inhalt

Bildungsgesch.: Schule, Studium und Studienfachwechsel; berufliche und bürgerliche Etablierung: Stellung in der sächs. Kanzlei, Syndikus in Bautzen, Heirat, Dr.-Promotion, brandenburgischer Hofrat, Kinder, Verhandlungen, Kanzler, Gütererwerb; Krankheiten (ausgeblendet: Beruf des Vaters und des Stiefvaters, familiärer Status allgemein)

nächster Eintrag
vorheriger Eintrag

Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum