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Das Zand ī Fragard ī Juddēvdād. Edition eines bislang unbearbeiteten selbständigen Kommentars zum awestischen Rechtsstext Vīdēvdād.

Forschungsvorhaben Götz König in Zusammenarbeit mit Dr. Shai Secunda (Jerusalem), Prof. Yaakov Elman (Yeshiva University New York) und Prof. Octor Skjærvø (Harvard University)

Wie das Judentum kennt auch der Zoroastrismus (die bedeutendste Religion Irans vor dem Islam) Texte, die Fragen des Rechts und des Rituals in einer viele Jahrhunderte umfassenden Überlieferung zum Gegenstand der Exegese machen. Der zentrale Text dieser Tradition ist das awestische Vidēvdād bzw. dessen mittelpersische Übersetzung, das Pahlavi-Vidēvdād. Diesem zur Seite ist nun der bislang unedierte, nahezu vergessene, vermutlich der nachsasanidischen Zeit entstammende, umfangreiche mittelpersische Text Zand ī Fragard ī Juddēvdād zu stellen. Dieser Text stellt vermutlich eine eigenständige, d.h. einer bestimmten Schule zugehörige Exegese des (kanonischen) Pahlavi-Vidēvdāds dar. Besonders im Rahmen der in den jüngsten Diskussionen sich abzeichnenden Notwendigkeit, zoroastrische Philologie und Literaturwissenschaft unter dem Aspekt nebeneinander bestehender Schultraditionen zu betreiben, kommt einer Edition, Übersetzung und Kontextualisierung des Zand ī Fragard ī Juddēvdād ein zentraler Platz zu, nicht zuletzt, als er uns – und dieses ist ohne Parallele – geschlossen die Arbeit einer bestimmten Schultradition an einem überlieferten Text vor Augen führt. Sowohl in seiner formaler Anlage wie auch in den behandelten Themen weist das Zand ī Fragard ī Juddēvdād Parallelen zur exegetischen jüdischen Literatur auf. Eine Zugänglichmachung des Textes stellte die gegenwärtigen Debatten um die insbesondere ritualistische Ähnlichkeit von Judentum und Zoroastrismus auf eine breitere und sicherere Basis.