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Rezeption des Zoroastrismus in der Sasanidenperiode

Beschreibung des Schwerpunkts

Der Begriff "Zoroastrismus" hat sich in der Iranistik für diejenigen Varianten der vom Religionsstifter Zarathustra gestifteten Religion eingebürgert, die sich von einer - wie auch immer zu rekonstruierenden - "ursprünglichen Lehre" (genannt "Zarathustrismus") durch zahlreiche Veränderungen über die Jahrhunderte unterscheiden lassen.

Im Verlauf von rund eintausend Jahren entstand eine umfangreiche Literatur, die noch bis zur Wiederentdeckung im 18.Jh. und den ersten wissenschaftlichen Entzifferungsversuchen im 19.Jh. nur den zoroastrischen Gemeinden in Indien bekannt war (nur wenige Handschriften befanden sich noch in Iran, da große Teile der zoroastrischen Gemeinden im 12.Jh. nach Indien ausgewandert waren, um ihre Religion ungehindert praktizieren zu können). Eine der großen Leistungen der iranistischen Forschung des letzten Jahrhunderts besteht in der philologischen, religionshistorischen und kultursoziologischen Bearbeitung zoroastrischer Texte, die aufgrund ihres hohen Schwierigkeitsgrades noch immer nicht abgeschlossen ist. Die zoroastrische Literatur umfaßt zeitlich eine Spanne von mehr als eintausend Jahren und ist hauptsächlich in drei iranischen Sprachen abgefaßt, die vom Altiranischen vom ca. 6. vorchristlichen Jahrhundert (Avesta) über eine mitteliranische Phase (Pahlavi) bis hin zum Neupersischen reicht. Die Verwendung von Texten in jeder dieser Sprachen, die zudem in unterschiedlichen Schriften geschrieben sind, stellt andersgeartete Anforderungen an den Bearbeiter, die von gründlichen philologischen Kenntnissen im Bereich der indo-iranischen Sprachen bis hin zur besonderen Geschicklichkeit bei der Entzifferung einer schwer lesbaren Schrift (Pahlavi) reicht.

Forschungsvorhaben im Schwerpunkt

In diesem Forschungsschwerpunkt entstehen die folgenden Arbeiten zu zoroastrischen Texttraditionen:

  • Das Ardā Wirāz Nāmag. Genese, Überlieferung, Rezeption (Forschungsvorhaben Götz König)
    Studie zur Entstehungsgeschichte der sog. 'Iranischen Commedia' unter Einbeziehung der verschiedenen Textfassungen in Pāzand und Neupersisch. Im Zentrum der Überlegungen steht der Versuch, Texte zu einer Himmel- und Höllenfahrt des Zarathustra zu rekonstruieren.
  • Der avestische Yašt an Vərəϑraγna (Yt 14) und seine Übersetzungen ins Pahlavi und Neupersische (Forschungsvorhaben Götz König)
    Philologisch-literaturwissenschaftliche Studie zur späteren Tradition parsischer Awestaübersetzungen.
  • Zoroastrische Zauberliteratur (Forschungsvorhaben Götz König)
    Philologisch-religionswissenschaftliche Studie zur magischen Tradition im Zoroastrismus. Im Zentrum stehen zum einen die Edition der Nērang-Texte [Ritual- und Zaubertexte], zum anderen eine Zusammenstellung von Zaubertexten und -riten in der avestischen und Pahlavi-Literatur. Übergeordnet ist die Frage, inwieweit das Awesta 'magisch' zu verstehen ist.
  • Das Zand ī Fragard ī Juddēvdād. Edition eines bislang unbearbeiteten selbständigen Kommentars zum avestischen Rechtsstext Vīdēvdād. (Forschungsvorhaben Götz König in Zusammenarbeit mit Dr. Shai Secunda [Jerusalem], Prof. Yaakov Elman (Yeshiva University New York) und Prof. Octor Skjærvø [Harvard University]). Informationen zum Vorhaben