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Gesundheitsgesellschaft. Gesunde Ernährung zwischen Mythos und Evidenz

Akademische Herbstwoche

vom 15. bis 20. November 2015 auf dem Buchnerhof in Leifers (Südtirol).
 


Teilnehmer/innen der Herbstwoche in Südtirol
 

Weitere Informationen:
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→ Abstracts
→ Flyer
→ Tagungsbericht 

Konzept

Gesunde Ernährung ist eine zentrale Initiative aktueller Gesundheitspolitik und für viele Menschen zur Voraussetzung eines „guten Lebens“ geworden. Das Thema rangiert im Interesse der Bevölkerung weit vor Beruf oder Politik. Aus der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, Gesundheit durch ausreichende Ernährung sicherzustellen, wurde in der westlichen Überflussgesellschaft des 20. Jahrhunderts die individuelle Verpflichtung zur selbstverantwortlichen Wahrung von Gesundheit durch „richtige“ Ernährung. Die Medizin verwandelte die Ernährung in ein Zahlenspiel aus Kalorien-, Kohlenhydrat- und Blutzuckerwerten und kann mithin punktgenau berechnen, was der Gesundheit zuträglich ist. Diese Entwicklungen haben entscheidende Folgen für unsere Ernährungsweisen: Die Angst vor dem Hunger wurde abgelöst von der Angst vor Krankheit, und zwar im Bewusstsein, dass der moderne Mensch selbst seine größte Gesundheitsbedrohung darstellt. Denn: Trotz weit verbreitetem Wissen über und Interesse für gesunde Ernährung sind ernährungsbedingte Krankheitsbilder weit verbreitet.

Die Projektwoche auf dem Buchnerhof will den Status quo der aktuellen Diskussion über gesunde Ernährung hinterfragen und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern Raum bieten, das Wechselspiel von Gesundheit und Ernährung quer zu etablierten Disziplingrenzen zu denken. Das Thema „gesunde Ernährung“ erfordert es, in seiner gesellschaftlichen Bedeutung zwischen Mythos und Evidenz den interdisziplinären Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu erschließen. Besonders wertvoll ist es, das Thema zudem aus der westlichen Verengung zu befreien und transkulturelle Perspektiven miteinzubeziehen. Global über den Tellerrand zu blicken bringt Fragen der Nachhaltigkeit und Ökologie auf das Tablett: Moden „gesunder“ Ernährung, wie die Reduktion von Kohlehydraten zugunsten tierischen Eiweißes in wohlhabenden Gesellschaften, haben mitunter weitreichende Folgen für Ökosysteme. Dies zeigt beispielsweise die Abholzung südamerikanischer Regenwälder, um Weideflächen für späteres Exportfleisch zu gewinnen. Damit berührt das Verhältnis von Gesundheit und Ernährung nicht allein das Individuum, sondern steht in einem größeren gesellschaftlichen und global-ökologischen Bezugsrahmen. Ziel der Projektwoche ist, durch den intensiven Anschub in Südtirol eine Arbeitsgruppe „Gesundheit und Ernährung“ zu institutionalisieren, die weiter über das unsere Gesellschaft stark strukturierende Wechselspiel zwischen Gesundheit und Ernährung, das bisher kaum Gegenstand eines transdisziplinären Austausches war, nachdenkt.

 

Die Veranstaltung wird ermöglicht durch die großzügige Förderung der Elisabeth und Helmut Uhl Stiftung.

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