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Deutsche Soldaten und das Osmanische Reich 1835 - 1918

Bearbeiter: Dr. Oliver Stein 

Laufzeit:    2013 - 2016 

Förderung: HERA (Humanities in the European Research Area)

Teilprojekt des Verbundforschungsprojektes “Making War, Mapping Europe: Militarized Cultural Encounters, 1792-1920“ (MWME)  

Die Webseite des Projekts finden Sie hier.

 

1835 reiste der preußische Hauptmann Helmuth von Moltke in die Türkei, um dort Instrukteur der osmanischen Armee zu werden. In den kommenden Jahrzehnten folgten ihm weitere Offiziere, bis schließlich während des Ersten Weltkrieges über 18 000 deutsche Soldaten des Asienkorps zur Unterstützung des Osmanischen Reiches eingesetzt wurden.

Das Postdoc-Projekt wird seinen Fokus auf die Erfahrung der deutschen Soldaten im Orient legen. Während die politische und militärische Geschichte der Militärmissionen und des Asienkorps gut untersucht ist, hat die Forschung die kulturelle Dimension dieser deutsch-osmanischen Begegnungen bislang noch nicht ausreichend gewürdigt. Das Projekt wird untersuchen, inwieweit das Bild der Soldaten vom Osmanischen Reich von orientalistischen Diskursen beeinflusst wurde, wie es sich während der Begegnung und danach veränderte und wie es schließlich seinerseits das Orientbild in Deutschland beeinflusste.

Ein wichtiger Untersuchungsgegenstand ist das Selbstbild der deutschen Soldaten. Das Projekt wird nach dem Stellenwert unterschiedlicher potentieller Rollenbilder (z.B. Identität als Deutscher, Europäer, Soldat, Instrukteur, Reisender) fragen und deren Auswirkung auf Wahrnehmung und Handlung untersuchen. Insbesondere während des Ersten Weltkrieges wurden die Grenzen zwischen dem ‚Eigenen‘ und dem ‚Anderen‘ zunehmend unscharf, als sich die Deutschen in einem Heiligen islamischen Krieg wiederfanden, in dem sie Seite an Seite mit Türken und Arabern gegen christliche Europäer kämpften.

Die Deutschen hatten gemeinhin eine möglichst effektive Zusammenarbeit mit dem osmanischen Partner zum Ziel. Dabei ließen die eklatanten Kulturunterschiede diesen Auftrag zu einer komplexen interkulturellen Herausforderung werden, die zudem in der Spezifik ihres militärischen Kontextes gesehen werden muss. Insgesamt wird die Forschungsarbeit durch die Untersuchung der deutschen Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Handlungsmuster in der Begegnung mit dem Orient sowohl Aussagen über das deutsche Selbstbild als auch über den Grad interkultureller Kompetenz ermöglichen.

 

English version:
 

German Soldiers and the Ottoman Empire, 1835 - 1918

 

In 1835 the Prussian captain Helmuth von Moltke travelled to Turkey to become military instructor of the Ottoman army. Over the next decades other officers followed. During the First World War, the German Asienkorps with nearly 18,000 soldiers was sent to support their Turkish allies in the Middle East.

The focus of the post-doctoral project will be German soldiers’ experiences of the Ottoman Empire. While the political and military history of German military missions and expeditions to Turkey have been relatively well studied, its cultural impact has been largely neglected. The project will investigate how the soldier’s image of the Middle East was influenced by oriental discourses, how it developed during the period of direct encounter and afterwards and how it influenced the image of the ‚Orient‘ that was transferred to Germany.

One particular point of enquiry involves the self-image of German soldiers. The project will explore the evidence of different potential identities (e.g. German, European, soldier, instructor, traveller) through the intercultural contacts, and their influence on perception and action. The German soldiers who took part in the military mission became members of the Turkish army and they were consequently faced with a new set of loyalties and new schemas of friend and foe. The boundaries between ‘self’ and ‘other’ would be similarly blurred and complicated during World War I, when the Germans found themselves involved in a Holy Islamic War fighting side by side with Turks and Arabs against Europeans.

In most of the cross-cultural contact situations the objective was to establish an effective collaboration with the Turkish partners. In practice, those situations gave rise to particular challenges, which arose due to differences in language and culture as well as in models of perception, communication and action. This research will analyse the soldiers’ cross-cultural competences and examples of acculturation to Turkish norms and customs.

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