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Lange Nacht der Wissenschaften 2006

Forschergruppe „Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive“/FB Geschichts- und Kulturwissenschaften

"Esskulturen"

Ort:

Friedrich-Meinecke-Institut, Koserstr. 20, 14195 Berlin,

Raum A 125

Zeit:

13. Mai 2006

Selbstzeugnisse sind spannende Quellen für die Alltagsgeschichte. Die Autorinnen und Autoren erzählen in ihren Briefen, Tagebüchern und Autobiographien über ihr Leben, ihre Freunde, ihre Familien, über Freud und Leid. Neben Hunger und Krankheit ist auch das Essen ein immer wiederkehrendes Motiv. Manchmal ist es die lang ersehnte warme Suppe, die man in Zeiten großer Hungersnot bei Freunden erhalten hat, die man für erinnernswert hält, manchmal fließt aber auch das Wunschbild vom Schlaraffenland in die Feder und verrät den heutigen LeserInnen etwas davon, wovon die Menschen träumten. Ob Karpfen oder Gänsebraten, Kuchen oder dicke Schokolade, Lebertran, Rhabarber oder Gelbei, Autobiographinnen schreiben gerne und oft über das Essen, dessen Bedeutung weit über die bloße Nahrungsaufnahme hinausreicht.

Der Tröster, das Gastmahl, der Sederabend: Es gibt unzählige Beispiele für die direkten symbolischen Bedeutungen von Essen. Das Was und Wie ist aber auch in anderen Ess-Situationen entscheidend und trägt als eine Form sozialer Inszenierung zur Abgrenzung, Identitätsbildung und Selbstdarstellung bei.

Die DFG-Forschergruppe Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive, die 2004 am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften eingerichtet wurde, nimmt das Thema Esskultur zum Anlass, um den BesucherInnen der Langen Nacht der Wissenschaften einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Die Forscherinnen und Forscher aus der Geschichtswissenschaft, Turkologie und Japanologie begreifen die interdisziplinäre Zusammenarbeit als eine besondere Chance, durch kontextualisierende Untersuchungen in einer transkulturell vergleichenden Perspektive eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Menschen in verschiedenen Kulturen, zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen geographischen Räumen das eigene Leben thematisiert haben. Zu den bislang kaum beachteten Themen gehören auch die in den europäischen, japanischen oder osmanischen Selbstzeugnissen enthaltenen Essgeschichten. In einer szenischen Lesung werden Kostproben aus aller Welt vorgestellt.

Ums Essen, und zwar meistens um die Nudelsuppe, geht es auch in dem japanischen Film Tampopo. Die unterhaltsame Komödie erzählt die Geschichte der Imbissbesitzerin Tampopo, die mit Hilfe des Lastwagenfahrers Goro ihren Imbissbetrieb gründlich umkrempelt, um ihren Traum, die beste Nudelsuppe der Stadt zu kochen, wahr werden zu lassen. Tampopo ist eine Liebeserklärung an die japanische Küche, aber auch an den sinnlichen Akt des Essens als solchen.

Lesung

19:00

Essgeschichten

Vortrag

20:00

Angelika Epple, Hamburg: Vom Bürger zum Burger. Eine kleine Geschichte des  fast food in drei Gängen

Film

21:30

Tampopo, von Juzo Itami, Japan 1987

Außerdem

Power Point- und Posterpräsentationen der DFG-Forschergruppe „Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive“ (aus der Geschichtswissenschaft, Turkologie und Japanologie)

Büchertisch, orientalische Spezialitäten