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Wenn nur noch der Antisemitismus bleibt. Der Antisemitismus in religiösen und nicht-religiösen Räumen

17.01.2024 | 18:00

Vortrag im Forschungskolloquium am Zentrum für Antisemitismusforschung im Wintersemester 2023/24

Sara Han

https://www.static.tu.berlin/fileadmin/www/10002032/Veranstaltungen/Forschungskolloquium_Downloadliste/ZfA-Forschungskolloquium_WS_23-24__Programm_.pdf

Wenn nur noch der Antisemitismus bleibt...

Der Antisemitismus in religiösen und nicht-religiösen Räumen

 

Im gegenwärtigen deutschsprachigen Antisemitismus-Diskurs wird häufig die Annahme vertreten, der theologisch-christliche Antisemitismus besitze keine direkten gesellschaftlich-politischen Auswirkungen mehr. Gleichzeitig gilt die Erkenntnis, die in der Forschung unbestritten ist und nur noch von wenigen kirchlich gebundenen Apologeten bestritten wird, dass im historischem Prozess Theologie und Kirchen maßgeblich zur Etablierung des Antisemitismus beigetragen haben und darin maßgebliche Akteure waren, und zwar sowohl mittelbar als auch unmittelbar. Die Wechselwirkungen zwischen theologischen und antisemitischen Diskursen werden jedoch weitgehend in der Forschung vernachlässigt. Das führt, dazu, dass die systemischen christlich-antisemitischen Argumentationsstrukturen, ihre Elemente und ihr Einfluss nicht angemessen wahrgenommen und untersucht werden. Diese Problematik begegnet auch in der behaupteten Dichotomie zwischen christlich-theologischem Antijudaismus und säkularen-rassistischen Antisemitismus, die auf ihre Stringenz nochmals zu befragen wäre. Eine gesellschaftliche Folge davon zeigt sich darin, dass nur für den Letzteren Abwehrstrategien entworfen werden, während der christliche nicht nur unberücksichtigt bleibt, sondern darüber hinaus als „ungefährlich“ eingestuft und abgetan wird.

Aber obwohl es eine Ablehnung von theologisch begründeten Antijudaismus in beiden großen Kirchen gibt, werden antijüdische Subtexte weitertradiert, und zwar nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der kirchlichen Organisationen. Im Vortrag soll den Fragen nachgegangen werden, ob die christliche Ablehnung des Judentums nicht doch trotz aller kirchlichen Bemühungen und Beteuerungen weiterhin der Selbstvergewisserung dient und wie traditionelle Element transferiert und reformuliert in gesellschaftlichen nicht-religiösen Räumen weiterleben.

Angesichts des in Deutschland feststellbaren Relevanzverlusts der Kirchen kann man überspitzt fragen, ob der Antisemitismus nicht vielleicht der Rest des christlichen Erben ist.

 

 

 

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